Full text: Schulgeographie von Deutschland

XII Elsaß und Deutsch-Lothringen. 
Die reichsunmittclbareii Länder Elsaß »nd Deutsch-Lothringen. 
['275 □3Dt./ l,(i63,000 Einw., wovon etwa ? Evang. und gegen 30,000 Juden,) 
Geschichte: Die Dreitheilung des Erbes Karls des Großen durch den Vertrag von 
Verdun (843)legte einen neuen festeren Grund zu der Selbstständigkeit Deutsch- 
lands wie Frankreichs, da die Reiche Ludwigs des Deutschen und Karls des 
Kahlen (Ost-Franken und West-Franken) ihre Stütze in der deutschen und französischen 
Nationalität fanden? das Mittelreich dagegen, das nach Lothar genannte Lotharin- 
gien (von den Alpen und dem Mittelmeer bis zur Nordsee, im O. den Mittel-Rhein 
entlang bis gegen Bonn,*) und sodann bis gegen die Wesermündung hin, im W. be- 
grenzt im Wesentlichen von Scheide, Maas, Saone und Rhone) bildete weder ein na- 
türlich abgegrenztes Ganze, noch ruhte es auf einer gemeinsamen Nationalität, und trug 
so den Keim einer baldigen Auflösung in sich. Schon das Aussterben der deutschen 
Linie Lothar's >869) eröffnete den Kampf um die Rheingrenze, der, wenn auch 
zeitweise unterbrochen, bis auf unsere Tage nicht geruht hat: doch behauptete im Jahre 
870 Ludwig der Deutsche gegen Karl den Kahlen in dem Vertrage zu Mersen (bei 
Maastricht) den größten Theil von Lothringen — östlich der Maas, Ourthe und 
Saone-Quelle — d. h. das ganze linke Ufer des Rheinstromes. Zwar schwankte 
in der nächsten Zeit in Folge des Mangels fester Vertheidigungslinien die politische 
Herrschaft über das Stammesherzogthum Lothringen, die Lande der trans- 
rhenanischen Franken, vielfach zwischen Frankreich und Deutschland, sowie auch das 
Elsaß als westlichster Theil des Stammesherzogthums Schwaben oder Alemannien 
in den Kreis dieser Bewegung hineingezogen wurde; doch gehörte, nachdem die sächsischen 
Könige und Kaiser eine Vorherrschaft Deutschlands begründet hatten, Elsaß und das ge- 
sammte Lothringen — von der oberen Mosel und Maas bis zu der Scheldemündung 
und der Nordseeküste — zum deutschen Reichsverbande. Nach der Verschiedenheit der 
geographischen Verhältnisse trat sodann (bereits unter Otto I.) eine Theilung in Ober- 
Lothringen, d. i. das Binnenland an dem Oberlaufe der Flüsse, und Lothringen am 
Meer oder Nieder-Lothringen hervor. In dem ersteren Theile bestand das Herzog- 
thum unter dem Namen Lothringen bis in das vorige Jahrhundert, obwohl von dem 
Gebiete desselben die Bisthümer Metz, Toul und Verdun als geistliche Fürsten- 
thümer ausgeschieden waren. Nieder-Lothringen, wo der Herzogstitel auf Brabant über- 
ging, zersetzte sich schon frühzeitig in eine Anzahl weltlicher und geistlicher Gebiete. Im 
Elsaß kam die Landgrafschaft bereits in der staufischen Zeit an die Grafen von 
Habsburg, doch hatte hier Straßburg als Bischofssitz schon lange große Freiheiten 
gewonnen, bis es endlich durch Kaiser Friedrich II. für eine Reichsstadt erklärt wurde. 
Die Schwächung der deutschen Kaisermacht und die Auflockerung des Reichsverbandes 
im Gegensatz zu dem Uebergewicht, das die französische Krone über die Landesgewalten 
allmälig erlangte, führte in Verbindung mit dem dynastischen Widerstreit der Häuser 
Burgund-Spanien und Valois zu dem ersten Verlust deutscher Gebiete an Frankreich. 
Als Bundesgenosse derjenigen deutschen Fürsten, die aus religiösen und polltischen Grün- 
den sich von Kaiser Karl V. abwandten, bemächtigte sich König Heinrich II. im Jahre 
1332 als „Rächer der deutschen Freiheit und der gefangenen Fürsten" gleich 
bei seinem ersten Anlauf der drei vorliegenden freien Reichsstädte, Metz, Toul und 
Verdun, die das in inneren Hader verlorene Reich dem gefährlichen Nachbar gegenüber 
*) Doch gehörten die bischöflichen Sprengel von Mainz, Speyer und Worms schon da- 
mals zu dem ostfränkischen Reiche.
	        
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