Full text: Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg

— IV — 
Ke nntnis des Wohnortes mit seiner nächsten Umgebung und des Heimatslandes 
verbinden. Um diese Runde zu vertiefen und zu vervollständigen, darf sie auf 
den höheren stufen nicht ganz unberücksichtigt bleiben; auch dieses wissen muß 
sich konzentrisch erweitern. Cin tieferes Verständnis für die geographische Lage, 
für die geologischen und staatlichen Verhältnisse des Wohnortes und für andere 
schwierige geographische partieen kann erst dem reiferen Kindesalter zu- 
gemutet werden. Können keine besonderen Stunden für den heimatkundlichen 
Unterricht in den oberen Klaffen eingestellt werden, so berücksichtige man den- 
selben bei dem allgemeinen erdkundlichen insofern, daß die entsprechenden partieen 
der entlegenen Lerne mit denen- der Heimat in parallele gestellt werden; und 
die Nähe wird so immer wieder ein erleichterndes (resp. beleuchtendes) Spiegel¬ 
bild der Lerne. 
Die Benutzung dieser Heimatskunde geschehe immer nach dem weisen 
Divide et irnpera !*) So gelangt man auch zu der Meisterschaft eines „weisen 
Schulmeisters", die stch in der Beschränkung zeigt. „Lieber Beschränkung, 
damit Vertiefung möglich sei." In Bezug aus Ausführlichkeit in der Behaud- 
lung halte man ungefähr folgende Ordnung fest. Den höchsten Rang nimmt 
immer der Wohnort mit feiner nächsten Umgebung ein; jedes Objekt, das 
dieses Terrain enthält, muß wo möglich betrachtet uud auf geographischen 
Exkursionen an Grt und stelle angeschaut werden. „Recht sehen macht den 
Künstler. Man habe auch tausendmal von einem Gegenstande gehört, das 
Tiaentümliche desselben spricht zu uns nur aus dem unmittelbaren Anschauen." 
(Göthe). Auf zweiter Stufe stehen: die Hauptstadt und die Nachbarorte, auf 
dritter die anderen Städte und fernliegende Ortschaften, die in Verbindung mit 
dem Heimatsorte stehen (z. B. durch Handelsbeziehungen) oder fönst weger einer 
Merkwürdigkeit Beachtung verdienen. Diese Rangordnung halte man sowohl 
bei den physischen, als auch bei den politischen Verhältnissen der Heimat fest; 
jene, als bleibende, sind mehr zu betonen, was auch den Verf. bewog, die Grt- 
fchaften hydrographisch zu ordnen. 
Der Lehrer muß natürlich selbst Herr des Stoffes und in der Heimatskunde 
hinreichend bewandert sein und nach einem festen Plane im Lehrzimmer und 
bei den Spaziergängen verfahren, wo der Raum und der Charakter des 
Schriftchens eingehende Behandlung verbot, schaffe der Lehrer eine solche. 
Der politisch-statistische Anhang giebt unter anderem dem Lehrer ein Hilfs¬ 
mittel dazu, die Bevölkerungsdichtigkeit für einen Bezirk, eine Ortschaft, ja 
selbst für jede Wohnung feststellen zu lassen. 
Die stch durch saubere, genaue Zeichnung und seine Darstellung auszeich- 
nende Karte wird gewiß jedermann willkommen sein. Sie ist das wert meines 
Lreundes und Kollegen, des Oberlehrers Rich. Merten in Sondershausen.**) 
Dieselbe, sowie das revidierte, gut gestochene Wappen (berichtigt und neu an- 
gefertigt nach dem Lürstendiplom vom z. Juni J7|0) und der deutliche Druck 
beweisen, daß die Verlagsbuchhandlung keine Kosten scheute, das werkchen recht 
brauchbar zu machen. 
herzlichen Dank allen, die dem versasser bei dieser II. Auflage behilflich 
waren, namentlich meinem Kollegen, dem Herrn Kantor A. Hirschfeld in 
Immenrode für die reichen Notizen über die rudolst. Unterherrschaft. 
Auch in seiner neuen Gestalt gehe dieses Zchriftchen hinaus, einem schlich¬ 
ten Landmanne gleich, ausstreuend aufs neue den Samen echter Liebe zur 
Heimat, auf daß man allerorten in Wahrheit singen und sagen möchte: 
„Traute Heimat meiner Lieben!" D. v. 
*) Teile und du wirst herrschen! 
**) Eine Wandkarte der Heimat ist notwendiges Hilfsmittel beim Unterrichte in 
der Heimatskunde. Vortrefflich ist die ebenfalls von Oberl. R. M. gezeichnete Wand- 
karte über unsere U.-H. 1871. Selbstverl. Pr. 5,50 M. Eine Wandk. über die 
Oberherrschaften will er nächstens folgen lassen.
	        
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