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Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine 
einzige Beule war. 
Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern 
verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war. 
Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den 
Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim- 
lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen 
Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner 
Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest 
du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen", 
rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!" 
Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte 
dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden, 
wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend 
hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der 
andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht 
gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei 
diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an. 
Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig- 
Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause 
stolperte. 
Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder. 
Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund 
und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor 
ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch 
so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen 
Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing 
er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf, 
der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon 
hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in 
der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder 
von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war. 
18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine 
Frau raubte. 
Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter 
Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt 
und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer- 
stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde. 
Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen
	        
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