Zöblitz. 169
und gewerbreicher als manche Stadt; es ist ein Hauptsitz der
Holzwaareufabrikation, die sich von hier aus im Gebiete der Flöha
ziemlich weit abwärts erstreckt. Um Zöblitz, Marienberg und
Lengefeld, in Waldkirchen und Grünhainichen werden
Millionen von Schachteln, Kasten und Kisten, Tellern, Quirlen,
Rührlöffeln, Mulden, Schaufeln, Kuchenschiebern, Dreschflegeln,
Gefäßen aller Art vom Salzfäßcheu bis zum Scheffel und Backtrog
fabricirt, Olbernhau selbst verfertigt besonders viel Kinderflinten
und hat die größten Spielwarengeschäfte. Fast sämmtliche Strumpf¬
wirkerstühle, welche in Sachsen gehen, stammen aus Olbernhau und
seiner buchenreichen Umgebung, wo in den letzten 80 Jahren an
60.090 Stück gebaut worden sind. Es wohnen hier 160 Holz-
drahtzieher; 2 Fabriken liefern jährlich 1200 Millionen Stück Zünd-
Hölzchen, und zahlreiche Brettmühlen verarbeiten den Holzreichthum
der umgebenden Wälder. Außerdem hat Olbernhau mehrere Gelb-
gießereien, aus denen besonders viel Plattglocken hervorgehen, und
die einzige Pulvermühle des Bezirks, die jedoch nur Sprengpulver
für die Bergwerke liefert.
Das ehemals königliche Kupferhammerwerk Grünthal an
der Flöha, oberhalb Olbernhau, wurde schon im I. 1491 als eine
Saigerhütte gegründet. Hier wurde nämlich früher gesaigert,
d. h. das auf den freiberger Hütten gewonnene Schwarzkupfer
von dem noch darin befindlichen wenigen Silber, Bleiglätte und
Nickelspeise vollends befreit, was jetzt in Freiberg selbst geschieht.
Zu dem Hammer gehören ein Pochwerk, eine Wäsche, verschiedene
Oefen und zwei Blechwalzwerke und jährlich werden aus in- und
ausländischen, sogar aus amerikanischen Erzen, im Durchschnitt
10.000 Ctr. Kupfer, darunter als Specialität Feinkupferplatten
erzeugt. Als Czar Peter der Große 1711 Grünthal besuchte,
setzte er sich auf einen der größten Hämmer und hielt dessen
donnerndes^ Auf- und Niederschlagen fast 10 Minuten aus. —
Auch ein Schwefelbad und eine Anstalt für künstliche Fischzucht
befinden sich in Grünthal. — Rothenthal, nur durch die Nat-
schung von Böhmen getrennt, fertigt Seiffener Waaren und
Musikinstrumente.
Zöblitz (2017 Einw.), unfern der schwarzenPockau (586m h.),
das 1854 zu drei Viertheilen abbrannte, ist dadurch merkwürdig,
daß es zum Theil auf und aus Serpentin st ein gebaut ist uud
daß es einen ganz eigenthümlichen erst neuerdings auch nach Wald-
heim verpflanzten Erwerbszweig in der Fabrikation von Serpentin-
steinwaaren besitzt. Denn obgleich sich im Erzgebirge verschiedene
Lager dieses Steines finden, ist nur der bei Zöblitz mild genug,
um sich leicht verarbeiten zu lassen. Der Serpentin lagert in
schräg einfallenden sogenannten Bänken, die durch Lagen von Talk-
erde von einander getrennt sind, und wird in wilden und in
edeln unterschieden, von denen jener wegen seiner Beimengungen
von harten Granaten, Magneteisenstein k. zur Bearbeitung sich