Full text: Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde

178 Rußland. 
jährlich jene Überflutungen herbei, durch welche sortgesetzt eine Veränderung 
der Oberfläche bewirkt wird, indem hier die Platte ihrer Humusdecke beraubt, 
dort ein nackter Felsen mit derselben überdeckt wird. Weiter im Norden sind 
die Seeen häufig von Moorflächen umgeben. 
In dem Gewirre der finnischen Seeen bildet der Saimasee mit seiner 
4219 qkm umfassenden Fläche die wichtigste Abteilung. Er liegt 85 m hoch 
und wird von unzähligen kleineren und größeren Inseln unterbrochen, die 
entweder in öder Nacktheit erscheinen oder anch von saftigem Grün überkleidet 
sind. Der Wouken durchströmt diesen eigenartigen See und bildet bald nach 
seinem Austritte aus demselben die herrlichen Jmatrafälle. Der kleine 
Jmatra ist 550 m lang und weniger bedeutend, der weiter unterhalb, bei 
Wilmanstrand, gebildete große Jmatra hingegen wird von vielen Bericht¬ 
erstattern als die in ihrer Art prächtigste Stromschnelle Europas bezeichnet. 
Das Flußbett verengt sich ziemlich schnell von 182 aus 46 m und hier stürzen 
£ie gewaltigen Wassermassen auf eine Länge von 330 m um 17 m tief hinab. 
Zwischen abenteuerlich geschichteten und zerklüfteten Granitblöcken brechen sich 
die Gewässer Bahn, und Tannen und Birken bilden für das großartige Naturbild 
den paffenden Rahmen. Nachdem der Wouken diese Stromschnellen überwunden 
hat, setzt er, etwas beruhigt, seinen Laus fort, um zweiarmig in den Ladogasee 
zu münden. Mit seinen Verzweigungen und den ihm" zugehörigen Flußläufen 
reicht der Saimasee ziemlich tief in die Seeenplatte hinein. Auch bedeutend, 
wenngleich keineswegs in dem Maße wie der betrachtete Saima, erscheint der 
90 km lange und 23 km breite Päijanne-See, welcher westlich von dem- 
selben 87 m hoch liegt. Der Kymmene, welcher aus ihm heraustritt, bildet 
gleichfalls mehrere Wafferfälle, um dann mit fünf Armen in den finnischen 
Meerbusen zu münden. Etwa 225 km nordwärts von dem Saima und 
Päijanne breitet sich der Uleä-See aus, vom Uleä durchflössen, welcher auf 
dem Wege zum bottuischeu Meerbusen vier bedeutende Fälle bildet. — Der 
Küstensaum, welcher höchstens eine Breite von 7 5 km erreicht und am finnischen 
Meerbusen am schmälsten ist, hat den verhältnismäßig ergiebigsten Boden und 
hier sitzen vorzugsweise die schwedischen Kolonisten, während das weniger 
günstige Gebiet des Innern den nnvermischten Finnen verblieben ist. Die 
letzteren haben meist nur kleine Ortschaften und einzelne Gehöfte inne, deren 
Mittelpunkt Kuopio darstellt. Zu dieser wichtigen Stadt hin laufen von 
Süden, Südwesten und Südosten Hauptstraßen zusammen, um dann, zu einem 
großen Verkehrswege vereinigt, nordwärts weiter das Land zu durchkreuzen. 
Wegen seiner malerischen Skären, Seeen und Wasserfälle gehört Finnland zu 
den lohnendsten Reisezielen Europas.
	        
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