Das Pyrenäengebirge. (Maladetta. Moni Perdu.) 181
Garonne, wo sie sich verflachen; im fernen Süden verlieren sich die Bergreihen
im heißen Dunste des spanischen Himmels. Von all den Schneehäuptern ist
der Pik von Neonvieille einer der herrlichsten; näher schimmert, schnee-
umsäumt und halbgefroren, der anmutige Corrone-See, und südwärts schaut
man in die wilden Schluchten von Malibienne mit ihrem leuchtenden Seespiegel.
Von dem Thale von Gavarnie aus führt die Rolandsbresche über
das Hochgebirge hinweg. Das erwähnte Thal bildet einen 1449111 hohen Felsen¬
kessel, welcher durch eine 400—480 m hohe, senkrechte Felswand abgeschlossen
wird, und über diese stürzen zwölf Gießbäche in brausenden Kaskaden abwärts.
Gipfel des Maladetta.
Hinter dieser Felswand steigen noch höhere Felsenbogen auf. Auf dem obersten,
nur wenige Schritte breiten Rande steht eine gelblichgraue, 200 in hohe, senk-
rechte Mauer, so glatt, als wäre sie behauen, und zieht einen Ungeheuern Halb-
kreis um einen zirkusartigen Kessel. Hier öffnet sich ein 100 m breites Thor
mit glatten und geraden Seitenwänden; es ist die „Rolandsbresche", der
Sage nach durch den gleichnamigen Paladin Karls des Großen gespalten; sie
liegt hart an der Westseite des Mont Perdu, welcher von ihr aus bestiegen
wird. Die Spitze dieses zweithöchsten Berges der Pyrenäen stellt ein glänzend-
weißes Schneefeld dar. Dasselbe ist am höchsten auf französischer Seite, doch