Full text: Landeskunde des Herzogtums Braunschweig

A. Geschichte des Herzogtums Braunschweig. 
1. Eiszeit und Steinzeit. In der Eiszeit reichten die nordischen Gletscher- 
Massen von Skandinavien her auch über unser Braunschweiger Land hinweg. Als 
dann die Gletscher einem wärmeren Klima wichen, wurde unser norddeutsches 
Flachland zur Steppe mit reicher Pflanzen- und Tierwelt, ähnlich wie sie heute 
noch in Südrußland sich zeigt. Damals durchzogen der Polarfuchs, das Renntier, 
der Lemming und nordische Wühlmäuse unser Gebiet, aber auch die Riesen der 
Tierwelt, Mammut (Riesen-Elefant), Rhinozeros und Löwe. Mit ihnen zusammen 
lebte, oft in ernstem Kampfe, schon der Mensch, von dem wir aber nicht wissen, 
ob er unser Vorfahr oder ausgewandert ist. Funde von Tieren und Feuerstein- 
geräten, die man bei Thiede, in der Baumanns- und Hermannshöhle bei Rübe- 
land und an anderen Stellen gemacht hat, erzählen aus jener Urzeit des Menschen. 
Mehr erfahren wir von ihm aus der jüngeren Steinzeit, als zwar noch der 
Stein die Geräte lieferte, aber schon in viel vollkommener Art, nämlich schon ge- 
schliffen und oft künstlerisch in der Form. Der Mensch wurde ein geschickter 
Töpfer, der seinen Toten kunstvolle Urnen verfertigte. Die Steinkammergräber 
bargen oft Gefäße und Feuersteinwaffen, in späterer Zeit auch Bronzen, Ringe 
und Bernstein. An der Wabe und an der Schunter hat man aus jener Zeit zahl- 
reiche Pfeil- und Lanzenspitzen, Ärte, Beile, Messer, Kratzer, Schaber und 
Pfriemen gefunden. Die Jagd verstanden die Menschen damals schon, und sie 
erlegten manches jetzt ausgestorbene große Iagdtier; auch besaßen sie schon Haus- 
tiere und betrieben einfachen Landbau. 
2. Bronzezeit. Während bei uns noch die Steinzeit herrschte, entwickelte 
sich in den Mittelmeerländern bereits eine mit der Kenntnis der Metalle ver- 
knüpfte höhere Kultur. Durch Händler wurden Metallgegenstände auch nach dem 
Norden gebracht; auch hier wich die Steinzeit der Metallzeit. Das älteste Metall, 
das zu uns gelangte, war die Bronze, die man aus 9 Teilen Kupfer und l Teil 
Zinn zusammensetzte. Aus ihr goß man Waffen, Geräte und Werkzeuge. Die 
damals ziemlich dicht wohnende seßhafte Bevölkerung erfreute sich, wie die vielen 
aufgefundenen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände dartun, eines behäbigen und 
nicht bloß auf Befriedigung der notwendigen Bedürfnisse gerichteten Lebens. 
3. Eisenzeit. Allmählich kamen zu den bronzenen Geräten solche aus Eisen, 
und zwar vorwiegend von den Kelten, und um das Jahr 500 v. Chr. wurde das 
Eisen in unserer Gegend allgemein bekannt. Damals und später Iegic man eine 
Anzahl Burg- und Ringwälle an, z. B. in der Wesergegend, im Elm (Reitlinger 
Burgwall)"), bei Watenstedt am Heesberge und in den Lichtenbergen. Die Römer 
*) Zum Schutz des Reitlings vor einem von Westen vordringenden Feinde. 
Die Burgen und das Tal selbst mit seinem Quellwasser wurden zu einer Iufluchts- 
und Bergestätte der benachbarten Bewohner und ihres Viehes. 
Oppermann, Landeskunde. 1
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.