Full text: Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale (Bd. 7)

294 Die sächsische Hauptstadt. 
zu durchschneiden, als in der Gegend des heutigen Dresden. Sowohl die Lausitzer 
Terrasse auf der rechten, als die äußersten Vorhöhen des Erzgebirges auf der 
liuken Seite senken sich hier ganz allmählich zur breiten Elbaue herab; die 
Straßen konnten also von hier aus gemächlich die Höhen erreichen. 
Diese Naturverhältnisse allein rechtfertigen schon die Annahme, daß Dresden 
seinen Ursprung dem Umstände verdankt, daß hier ein uralter Verkehrsweg die 
Elbe überschritt; man hat also gar nicht nötig, sich dabei an die neuerdings 
sehr zweifelhaft gewordene Erklärung des Namens der Stadt aus einem flavifchen 
Worte Trasi, d.i. Fähre, zu halten, wonach Dresden „Fährort" bedeuten würde. 
Die älteste Ansiedelung war auf dem rechten Ufer, von dort erst wandte 
sich ein Teil der Einwohner nach dem linken, um sich neue Heimstätten auf 
demselben zu gründen. Nach der Erzähluug der Chronisten trieb die Gefahr 
häufiger Überschwemmungen die Leute auf die linke Seite, wo ein Hügel, der 
Taschenberg, ihnen mehr Sicherheit verhieß. Der älteste Teil von Dresden ist 
also gerade derjenige, welcher jetzt Neustadt heißt. Der jüngere, linkselbische 
Teil entwickelte sich viel schneller als der ältere; denn während wir jenen, Neu- 
dresden, gleich bei seinem Eintritt in die Geschichte als Stadt kennen lernen, 
wird dieser, Altdresden („Aldendresden" sonst geschrieben) erst 1403 zur Stadt 
erhoben. Man gebrauchte bald gar nicht mehr den Namen Neudresden, sondern 
nannte die Stadt auf dem linken User schlechtweg Dresden und wies dadurch der 
Mutter hinsichtlich der Geltung auch im Namen eine Nebenrolle zu. 
Eine größere Bedeutung hat Dresden erst erlangt, als die Markgrafen 
von Meißen es zu ihrer Residenz erhoben. Das geschah um die Jahre 1267 
bis 1270, in welchen Markgraf Heinrich der Erlauchte (1221—1288), einer 
der gebildetsten und reichsten Fürsten seiner Zeit, hier seinen Wohnsitz nahm. 
Unter ihm wurde auch die steinerne Elbbrücke vollendet, deren Bau schon unter 
Otto dem Reichen begonnen worden war. Auch das weist daraus hin, daß 
Dresden schon früh für den Verkehr Bedeutung erlangt hat. 
Dresden wuchs nun, machte aber in seinem Änßern keineswegs einen freund- 
licheu Eindruck. Die Häuser waren niedrig und aus Holz errichtet, den Sand- 
stein der Sächsischen Schweiz verwendete man nur ausnahmsweise. Wenn ein 
Brand ausbrach, so geschah es leicht, daß er ganze Straßen und Stadtteile in 
Asche legte. So vernichtete der große Brand im Jahre 1491 mehr als die 
Hälfte der Stadt. Eine ganz andre Gestalt nahm die Residenz im 16. Jahr- 
hundert an. Der reiche Bergsegen des Erzgebirges, namentlich der jungen 
Schneeberger und Annaberger Graben, gestattete den thatkrästigen und kunst- 
sinnigen Fürsten aus der albertiuischeu Linie des Wettiner Hauses, das Werk 
der Verschönerung der Stadt eifrig zu fördern. 
Diese neue Periode beginnt mit Herzog Georg dem Bärtigen (1500 bis 
1539). Er begann 1520 die heutige Altstadt zu befestigen und errichtete das 
Georgenschloß, denjenigen Teil des königlichen Schlosses, unter dem das Georgen- 
thor von der Schloßstraße zum Schloßplatz führt. Es ist uns aber nicht mehr 
in seiner ursprünglichen, mit vier Giebeln geschmückten Gestalt erhalten, denn 
der Schloßbrand von 1701 hat das Georgenschloß in seiner äußeren Architektur 
fast vollständig vernichtet. Der Herzog und nachherige Kurfürst Moritz (1541 
bis 1553) setzte Georgs Werk im gleichen Geiste fort. Die Festungswerke 
wurden weiter hinausgerückt, auch die Stadt rechts der Elbe erhielt wenigstens
	        
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