Full text: Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale (Bd. 7)

Aus der Geschichte Dresdens. 295 
einen Anfang von Befestigungen, und vor allen Dingen baute er das Schloß 
das bis dahin eine unregelmäßige Anhäufung schmuckloser Bauten gewesen war, 
planmäßig um. Er schuf dadurch ein Werk, das durch seine Türme und zahl- 
reichen Giebel, durch seine Loggia an der Hofseite des Hauptturmes und seinen 
Reichtum an plastischem Schmuck einen prächtigen Eindruck machte. Für die 
Stadt führte er mit dem Jahre 1549 eine wichtige Epoche herbei, indem er 
beide Städte, Alt- und Neudresden, vereinigte. Die unaufhörlichen Streitig- 
leiten zwischen den beiden Nachbarstädten hatten dem Kurfürsten diesen Gedanken 
nahe gelegt; durch die Vereinigung beider hoffte er allen „Irrungen und Ge- 
brechen, daraus unnachbarlicher Wille und langwierige Rechtfertigung erfolget", 
ein Ende zu machen. Nur widerwillig kamen der Rat und die Ältesten von 
Altdresden dem kurfürstlichen Befehle nach; denn es ließ sich voraussehen, daß 
die von ihnen vertretene Stadt sich in der neuen Gemeinschaft nicht als eben- 
bürtige Schwester neben der Residenz werde behaupten können; aber sie lernten 
sich fügen, und im nächsten Jahre, 1550, bestätigte der Kurfürst in einer be- 
sonderen Urkunde die vollzogene Vereinigung. 
Was Moritz wegen seines frühen Todes nicht durchführen konnte, das 
förderte sein Bruder August (1553—1586), in der sächsischen Geschichte ge- 
wöhnlich „Vater August" genannt, zum Ziele. Er vollendete die Befestigung von 
Altstadt und errichtete seinem Bruder an der Stelle, bis zu welcher unter dessen 
thatkräftiger Regierung das Werk gediehen war, das jetzt noch stehende Moritz- 
monument; ebenso führte er den Bau der Schloßkapelle zu Ende und sorgte für 
den Ausbau des Schlosses; unter ihm entstanden das Zeug- und Kanzleihaus und 
die Annenkirche. August legte auch den Grund zu den Sammlungen, dnrch die 
Dresden später so berühmt geworden ist. In der heutigen Friedrichstadt, dem 
westlichsten Stadtteile links der Elbe, wo damals das Dorf Ostra lag, erwarb 
er ein Gut nach dem andern und machte daraus ein Kammergut. Ein Meister 
aber war er in der Verwaltung der wirtschaftlichen Angelegenheiten, und seine 
Gemahlin, die „Mutter Anna", kam ihm darin gleich. Die so wichtige Sorge 
für das, was täglich wiederkehrt und gerade dadurch von Bedeutung wird, ob- 
gleich es sonst unscheinbar ist, übte er in den Anordnungen für die Verwaltung 
seiner Residenz ebenso, wie in der Regierung des ganzen Landes. 
In diesem Sinne war er auf Reinhaltung der Straßen bedacht. Er war 
sehr erzürnt, als er hörte und selbst wahrnahm, daß es in Dresden, das sonst 
als die sauberste Stadt gerühmt worden war, in allen Gassen hin und wieder 
unflätig und unsauber aussah. Nicht bloß Schutt und Abraum von den Ge- 
bänden, sondern auch Kehricht, Misthaufen und andern Kot warf man auf die 
Straßen, allen Unrat in den durch die Stadt geleiteten Kaitzbach. Er ordnete 
daher 1554 an, daß in bestimmter Zeit alle Straßen gesäubert würden; fortan 
sollte niemand mehr Kehricht und andern Unflat in den Kaitzbach werfen und 
jeder wenigstens einmal wöchentlich vor seiner Thür sauber kehren. In jener 
Zeit, wo oft die Pest als unheimlicher Gast in der Stadt einkehrte, wirkten 
derartige Anordnungen doppelt heilsam. Ferner sorgte er dafür, daß die Gassen 
gepflastert und zugleich in möglichst gleiches Niveau gebracht wurden, damit der 
Kaitzbach bei Feuersnöten überall Eingeleitet werden konnte. Dem Mangel an 
Pflastersteinen wußte er durch ein sehr einfaches Mittel abzuhelfen: er befahl, 
daß jeder Bauer, der im kurfürstlichen Amte ein Fuder Holz für seine Haushaltung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.