266. Die Völkerstämme in Sibirien. 185
daß sie den Rauch verschlucken, in eine der Trunkenheit ähnliche Betäubung.
Sie haben zweierlei Wohnungen: im Sommer bewegliche, kegelförmige
Zelte von mit Birkenrinde bedeckten Stangen, im Winter die warmen Jurten.
Dies sind von dünnen Balken in Form einer abgestumpften Pyramide er¬
baute Hütten, die außen mit Rasen, Lehm und Gras dick belegt sind, und
denen zwei viereckige, im Winter mit Eisplatten verschlossene Oesfnungen
als Fenster dienen. Längs den Wänden, an denen die Kleidungsstücke,
Waffen und der wenige Hausrath hangen, sind breite Sitze erbaut, die
Nachts auch als Schlafstätten dienen. In der Mitte, näher der Thüre, be-
findet sich eine Art mit einem Schornstein versehener Heerd, auf dem ein
unaufhörliches Feuer brennt. Die Kühe sind in ähnlich erbauten Schuppen
untergebracht, werden aber auch wohl bei zu strenger Kälte in die Jurte
aufgenommen; die Pferde dagegen bleiben unter sreiem Himmel und müssen
sich ihre kümmerliche Nahrung unter dem Schnee hervorscharren. Die Jur-
ten stehen meistens einzeln, da der Jakute vermöge seines ernsten, verschlösse-
nen Charakters die Einsamkeit liebt. Ihre Gesänge sind ungemein monoton
und spiegeln den ganzen Charakter dieses düstern, ungeselligen und ver-
schlossenen Volkes ab.
ä. Die Tschuktschen und die Korjaken.
Die Tschuktschen bewohnen den äußersten nordöstlichen Winkel des
asiatischen Festlandes, südlich bis zum Flusse Anadyr, auf dessen rechter
Seite die Korjaken (von Kora — Rennthier) umherstreifen. Sie sind im
Grunde e i n Volk mit sehr verwandter Sprache und denselben Sitten. Z>l
unterscheiden sind die anfäffigen oder Küsten-Tschuktschen, welche sich Haupt-
sächlich vom Fischfange ernähren, und die nomadifirenden oder Rennthier-
Tschuktschen, welche mit ihren Rennthierheerden im Innern des Gebietes
umherziehen. Beide stehen in gutem Vernehmen mit einander und die
Ersteren liefern den Andern Walsischsleisch und Rippen, Walroßriemen und
ihren größten Leckerbissen, den Thran, und erhalten dagegen von diesen Renn-
thierfelle und schon fertige Kleider. Die Hütten der sitzenden Tschuktschen
haben die Gestalt eines unregelmäßigen Kegels. In der Spitze ist ein Loch
zum Abzug des Rauches angebracht, an der Südseite eine mit Fell verhängte
Oeffnung als Eingang; an der Nordseite steht innen ein zweites, viereckiges,
niedriges Zelt aus doppelten Rennthierfellen, welches das eigentliche Wohn-
und Schlafgemach ist. In einer solchen Jurte von gegerbten Rennthierfellen
wohnen in der Regel mehrere Familien beisammen, daher auch das Innere
der größeren durch herabhängende Felle in mehrere Abteilungen zerfällt.
Die Seehunde fangen sie in aus Riemen verfertigten Netzen, die sie unter
das Eis auslegen, oder sie machen Jagd auf dieselben, indem sie, nm unbe-