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Landbevölkerung in ihrem schönsten Putz zu Fuß oder im Wagen
herbei. Da sieht man Moldauer, Walachen, Juden. Türken, Russen
durcheinander wogen. Hier verkauft ein Jude in den schreiendsten
Farben gewirkte Stoffe oder Putzgegenstände, wie Ohrringe, Ringe,
Broschen aus Messing, Hals- und Armbänder aus Glasperlen, wäh-
rend sein Nachbar mir Stücken Steinsalz handelt. Dieser Walache
in weißem Mantel preist seine geräucherten Fische oder seine Melonen,
Trauben, Apfelsinen an, jene Moldauerin bietet Kohl, Zwiebeln.
Gurken feil. Durch die Menge drängt sich ein Unglücklicher, dem
Augen und Nase fehlen, und sucht durch Flötenspielen das Mitleid
der Anwesenden zu erwecken. Plötzlich entsteht ein Handgemenge:
ein Jude hat sich einer falschen Elle bedient und dieselbe in Stücken
zerbrochen, in der Hoffnung, das Nachmessen unmöglich zu machen.
Er wird nach dem Polizeigebäude geschleppt, seine Ware unter die
Füße getreten und geplündert — eine beliebte Volksbelustigung! Erst
gegen Abend hört das Wogen und Treiben auf und die Menge zer-
streut sich nach allen Seiten.
7. Eine Fahrt durch Bulgarien von Widdin nach Sofia.*
Vorweg sei hier bemerkt, daß Bulgarien (das ganze Land
nördlich vom Balkan, einschließlich der Stadt Sofia) nach dem russisch-
türkischen Kriege (1877—78) von den europäischen Großmächten zu
einem tributpflichtigen Staate unter dem Namen eines „Fürstentums
Bulgarien" erhoben und der Türkenherrschaft entrissen wurde. Eine
Versammlung, bestehend aus den Vornehmsten des Landes, wählte
am 29. April 1879 zu Tirnowa den Prinzen von Battenberg als
selbständigen Fürsten von Bulgarien unter dem Namen Alexander I.
Nachdem er sein Land sieben Jahre lang ehrenvoll und glücklich regiert
hatte, wurde er auf Veranlassung des Kaisers von Rußland gezwungen,
abzudanken und nach Deutschland zurückzukehren. Ihm folgte in der
Regierung Prinz Ferdinand von Koburg. — Hören wir jetzt,
was uns ein Reisender über eine von ihm gemachte Fahrt durch das
jüngste europäische Fürstentum erzählt.
„Widdius Minarete und die Mastspitzen der bei der Stadt
ankernden Donauschiffe zeigten sich vor uns — noch einige Minuten
und vor mir breitete sich das Häusergewirr aus, — es war die erste
bulgarische Stadt, die ich sah, und mit Entzücken betrachtete ich all
das Neue, das sich mir hier bot; die Masse der kleinen, bunt ange-
ftrichenen Häuser, über die sich hie und da die Kuppeln der Moscheeen
und schlanke Minarets erheben, das Treiben der Volksmassen am
Donauufer, die eigentümlich geformten Donauschiffe mit dem hohen
Hinterteile, — alles war außerordentlich interessant. Widdin ist be-
kanntlich eine der stärksten Festungen Bulgariens.
* Nach E. Rockstroh.
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