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Forschungsreisende einzudringen. Nur noch einige Jahre werden ver-
gehen, und Afrika wird, soweit es seine allgemeine Charakterzüge betrifft,
erforscht sein. Die ganze S ü d h ä l f t e Afrikas scheint ein ungeheures
Hochland zu sein. Im Norden desselben zieht das Mondgebirge;
nordöstlich von demselben erhebt sich das Alpenland Habesch. Nach
Westen läuft der große Niger-Fluß ins Atlantische Meer; der Weiße
und Schwarze Wolta, der Kalabar, der Rio del Rey und der
Binuö sind ebenfalls schiffbare Flüsse; in Südafrika finden wir den
Kongo, den König der afrikanischen Ströme, den Zambeseström
mit seinen mächtigen Wasserfällen, die durch ihre überwältigende Groß-
artigkeit und Schönheit die Wasserfälle des Niagara übertreffen; in
Senegambien den Gambia und Senegal. Im Nordwesten erhebt
sich Hoch-Sudau. Zwischen Hoch-Sndan und H a b e s ch breitet
sich Flach-Sudan aus. Nördlich von demselben zieht die ungeheure
Wüste Sahara quer durch Afrika. Jenseits derselben, am Gestade
des Mittelmeeres, von dem Atlas-Gebirge durchzogen, finden
wir die Berber ei. Von H abesch steigt man nördlich nach Nu-
b i e n und von da nach Ägypten herunter, das der Nil durchströmt.
Afrika ist ein einförmiges und wasserarmes Land. Das
Klima ist das heißeste der Erde. Schnee und Eis sind wenig bekannt.
Die von den wüsten, kahlen Sandsteinbergen beständig abprallenden
Sonnenstrahlen und aufsteigende warme Luftströme erhitzen die Luft
so sehr, daß selbst diejenigen Teile Afrikas, welche in den gemäßigten
Zonen liegen, sehr heiß sind. Der Übergang von einer Jahreszeit in
die andere ist meist mit heftigen Stürmen und Gewittern verbunden.
Viele Monate im Jahre ist in einem großen Teile Afrikas immer
schönes Wetter bei einem reinen, wolkenlosen Himmel, von dessen Bläue
wir uns keine Vorstellung machen können. Jeden Morgen erhebt sich
die Sonne strahlend und erfüllt alles mit blendendem Glänze, welchen
das Auge kaum erträgt. Den ganzen Tag schwächt nichts ihre Glut
und Helle, und des Abends sinkt sie prachtvoll in die Wogen des
Meeres. Bald wölbt sich der herrlichste Sternenhimmel über den
Häuptern der Bewohner, und das Auge des Europäers erblickt Sternen-
bilder, die ihm neu sind. Unter dem Äquator nehmen die Gestirne,
die wir bei uns zu sehen gewohnt sind, tief am nördlichen Horizonte
eine wunderbare Größe an, während nach Süden zu ein neues Meer
leuchtender Gestirne aufgeht. Wenn die Regenzeit eintritt, türmt sich
Gewölk an dem bisher reinen Himmel auf und verdunkelt die Sonne,
Stürme und Gewitter erfolgen, und reichliche Regengüsse bringen Er-
qnickung der lechzenden Erde, die sich schnell mit einem grünen Ge-
wände bekleidet. Der unaufhörliche Schlagregen aber erfüllt die Luft
mit Dunst und bewirkt eine Feuchtigkeit, welche die Schwüle nnerträg-
lich macht. Faulige Dünste steigen aus den Niederungen auf und er¬
zeugen unermeßliche Schwärme lästiger Insekten. In dieser Jahres-
zeit nimmt der Europäer meist den Keim des Fiebers in sich auf,