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raffen der Erde scheinen sich auf diesem Eilande einen Versammlungs- 
ort zu geben. Neben dem Neger mit wulstigen Lippen und platter 
Nase erscheint der schlanke Kaffer; neben dem schmierigen, widerlich 
häßlichen Hottentotten der olivenfarbige Madagasse mit halb arabischer 
Gesichtsbildung: der braune Araber und Perser neben dem hagern 
Jndier vom Ganges, von Koromandel und Malabar; der schiefängige 
Chinese neben Engländern, Franzosen und Holländern. Der Franzose 
ist herrschend als Pflanzer und Warenversender, der Jndier und Ma- 
laye vorherrschend an Zahl und Arbeitskraft. 
Am traurigsten ist das Schicksal der Neger, welche vor der Auf- 
Hebung der Sklaverei auf den Pflanzungen der Franzosen zu vielen 
Tausenden als Leibeigene arbeiteten und sich wenigstens insofern wohl 
befanden, als sie von Nahrungssorgen frei waren; vom Augenblicke der 
Befreiung an begann aber ihre Not. Sie verkümmerten in Hunger und 
Schmutz, wobei sich ihre Zahl aus ein Viertel verringert hat. In dem- 
selben Maße stieg die Zahl der einwandernden Jndier, welche den Aus- 
sall der Sklavenarbeit ersetzten, indem sie sich an die Pflanzer und 
Kaufleute verdingten und den Negern eine Konkurrenz (Mitbewerbung) 
machten, die diese nicht aushielten. Zn gleichem BeHufe kamen die 
Kaffern und Chinesen. Von Madagaskar erschienen mehrere Tausend 
Flüchtlinge, welche, sprachlich verwandt mit den Malayen, sich an letz- 
tere anschlössen und hinsichtlich des Verkehrs zwischen Mauritius und 
Madagaskar Geschick und Fleiß entfalteten. 
Die Malayen gehören zu den ältesten Bewohnern der Insel. Schon 
vor zweitausend Jahren verbreiteten sie sich von Java und Sumatra 
aus über alle Inseln des Indischen Ozeans und vernichteten entweder 
die schwarzen Nrbewohner, oder vermischten sich mit ihnen, wodurch sich 
ein weit ausgedehntes Sprachgewirr und Farbenspielarten bildeten, die 
sich noch vermehrten, als die Araber ihre Herrschaft über eine Menge 
malayfcher Staaten ausbreiteten und auch die Bewohner von Mau- 
ritius zu Sklaven machten. Ihre Rasse ist deshalb nicht mehr rein. 
Ihre Sitten und ihre Religionsansichten sind ein barbarisches Gemengsel 
von Götzentnm, Islam und Christentum. 
Die Malayen sind, wie die Jndier, von Natur schlau und leiden- 
schaftlich. Häufige Mißhandlungen von seilen der Europäer, früher der 
Portugiesen und Holländer, später der Franzosen und Engländer, haben 
ihre Abneigung in Rachsucht umgewandelt. Alle ihre früheren Schätze 
sind iu die Hände ihrer Unterdrücker übergegangen. Die raschen eng- 
tischen Dampfer haben es den Malayen unmöglich gemacht, sich auf 
ihren schnellsegelnden Prahmen als kühne Seeräuber umherzutreiben. 
Sie müssen jetzt arbeiten, um nicht zu verhungern; sie wissen ganz 
genau, daß sie den Europäern auch dann keine Borteile abringen, wenn 
sie sich Mühe geben, aus Überzeugung Christen zu werden. Aus diesem 
Grunde werden sie noch lange Zeit Scheinchristen bleiben und ihre 
Götter anrufen, sie von den Weißen zu befreien.
	        
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