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Sicherheit und floh nach Salzburg. Die Beamten, Bürger
und Geistlichen mußten bleiben und warteten in Angst und
Sorge der Dinge, die da kommen sollten. Der Bürgermeister
und einige Räte der Stadt reisten dem Schwedenkönig bis nach
Freising entgegen und baten kniefällig um Schonung der Stadt.
Der König versprach, München vor Mord, Brand und Plün-
deruug zu schützen, verlangte aber dafür eine Geldabgabe, eine
Brandschatzung, im Werte von 900000 Mark. Der König blieb
vom 17. Mai 1632 bis 17. Juni gleichen Jahres in München.
Die Stadt gefiel Gustav Adolf sehr wohl. Die ebene, ein-
förmige Umgebung aber veranlasste ihn zu dem Ausspruche,
daß Müucheu einem goldenen Sattel auf dürrem Pferde gleiche.
Was er den Abgesandten der Stadt versprochen, hielt er ge-
treulich. Die schwersten Strafen, ja sogar Todesstrafe, standen
demjenigen seiner Soldaten bevor, der sich am Leben oder
Eigentum eines Einwohners vergriff. Nun sollte die verlangte
Brandschatzung erlegt werden. Da stellte es sich heraus, daß
das gesamte Vermögen der Bürger in Geld und Kleinodien
nicht die Höhe dieser Summe erreichte. Deshalb nahm Gustav
Adolf bei seinem Wegzuge 42 Gefangene — Geiseln — mit,
davon die Hälfte angesehene Münchener Bürger, die andere
Hälfte Geistliche waren. Drei Jahre lang wurden diese mit
dem Heere von Ort zu Ort geschleppt, bis die Stunde ihrer
Erlösung und Heimkehr schlug. Im Jahre 1648 wurde nach
dreißigjährigem Kriege der Friede geschlossen, aber noch lange
hatte das Land an den Folgen dieser Schreckenszeit zu leiden.
26. Kaufinger- und Neuhauserstraße.
Das Karlstor.
Vom Marienplatz nach Westen zieht sich eine lange, breite
Straße, die Kaufinger- und Neuhauserstraße. Sie ist eine groß-
artige Straße des geschäftlichen Verkehrs. Geschäftshäuser und
Bierpaläste in Menge reihen sich aneinander. Von ersteren ist
das große Kaufhaus „zum Oberpollinger", gleich hinter dem
Karlstor, sehenswert. Der Name Kaufringer ist aus Chufringer
entstanden. Die Patrizier dieses Namens hatten in der Gegend
der Kaufingerstraße Hans und Hof. Sie waren öfters Mit-
glieder des Münchener Stadtrates. Viele Häuser der Kaufinger-
straße haben eiue geschichtliche Bedeutung. Das bekannte Sabba-
dinihans ist das Sterbehaus eines berühmten Mannes, der die
Geschichte des Bayernlandes geschrieben hat, des Geschichts-