284a. Die Gãste der Buche.
Mietegãste vier im Haus
hat die alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus,
nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock
und gesparten Samen,
sitzt ein Protz im ersten Stock,
Eichhorn ist sein Namen.
Weiter oben hat der Specht
seine Werkstatt liegen,
hackt und zimmert kunstgerecht,
dab die Spãne fliegen.
Auf dem Wipfel im Geüäst
pfeift ein winzig kleiner
Musiltante fron im Nest. —
Miete zahlt nicht einer.
Rudol Baumbaeh.
285. Der Stieglitz.
„Ach, wie kalt ist es heute!“ sagte Franziska, als sie aus der
Strickstunde nach Hause kani, und rannte zum Ofen hin, sich die er—
starrten Hände zu erwärmen. Auch ihr Bruder Julius trat mit rotge⸗—
frorner Nase und roten Ohren in die Stube, schlug mit den Armen
in der Luft umher und klagte über Kribbeln in Händen und Füßen. —
„Der Schnee knittert ordentlich bei jedem Schritte,“ sagte er, „man
wagt sich kaum hinaus auf die Straße.“
Er sprach noch, da hörten die Kinder plötzlich ein Geräusch am
Fenster. — Pick, pick, pickl ging es, als ob semand daran klopfte.
Sie gingen hin und erblickten ein wunderniedliches Vögelchen, das sich
mit den kleinen suhen an das Fensterbrett geklammert hatte und
mit dem Schnabel an die Scheibe pickte. Es zitterte vor Kälte und
blickte gar traurig in die Stube.
„Du lieber Gott,“ rief Franziska, „wie das arme Tierchen friert!
Schnell will ich es hereinlassen. — Sie öffnete das Fenster, und
ganz ohne Scheu, vor Freude zwitschernd, flatterte der Vogel in die
behaglich geheizte Stube, flog ein paarmal darin hin und her, als ob
er sich recht durchwärmen wolle, und setzte sich dann auf den Tisch
vor die Kinder hin.
„Es ist hungrig, das arme Tierchen,“ riefen beide. Franziska
holte eilig Brot aus dem Schranke, zerbröckelte es und gab es dem
Vogel hin. Ei, wie fiel das hungrige Geschöpfchen darüber her! In
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