26 Das deutsche Alpenvorland und seine Umwallnng.
Wettersteinka lkgebirg, 3. Füssen bis Schongau: Nordnordost-Richtung
und Wechsel zwischen einer Thalerweiterung und einer Thalenge)
drei verschiedene Gefälle, nämlich 20,8°/oo, 7,3°/oo und 2,6°/oo, also ein
Gefälle, das sich von Stufe zu Stufe um zwei Drittel vermindert.
Nachdem der Lech bis Schongau die sich ihm entgegenstellenden
Molassehügel durchbrochen hat, eilt er, einem zügellosen Lause auf den
Diluvial- und Alluvialgebilden der bayerischen Hochebene überlassen, in
einem weiten Thale der Donau zu, sein Bett und seinen Thalweg, dem
Charakter eines Gebirgsslnsses entsprechend, in wandelbarer Bahn stets
verändernd. Auch der Laus auf der Hochebene läßt drei deutlich unter-
schiedeue Abschnitte im Gefälle des Flusses erkennen, doch sind dieselben
nicht wie im Oberlauf durch natürliche Barren (Felsriegel bei Elmen
und bei Füssen), sondern durch Wehre, die bei Landsberg und bei
Augsburg (Hochablaß) in einer Absturzhöhe von 4,36 m bezw. 5,76 m
über den Fluß gebaut sind, hervorgebracht.
Wirkungen der Flußkorrektion (ca. 48 km) am Lech.
Bezüglich der Folgen der Korrektionen der südlichen Donauzuflüsse ist zu
bemerken, daß dieselben im allgemeinen als günstige zu bezeichnen sind, da die an-
grenzenden Fluren und Ortschaften, die vorbeiziehenden Straßen und die darüber-
führenden Brücken infolge der rafcheren Abführung der Hochwasser vor den zerstörenden
Wirkungen größerer Ueberschwemmnngen geschützt, durch die Auflandung der Seiten'-
rinnen nnd Altwasser viele Tagwerke kulturfähigen Bodens gewonnen und die
Floßfahrt in korrigierten Strecken selbst durch keine Hindernisse mehr gefährdet wird.
Infolge der mit den Korrektionen verbundenen Einengung und Geradeleitnng der
Flußbette wurde aber auch das Gefäll der Alpenzuflüsse wesentlich vermehrt und
hiednrch wiederum eine so bedeutende Einsenkung (bei der Isar von 1846—1883 um
4,5 m, bei dem Lech von 1852—1884 um 5,2 m) der Flußsohle hervorgerufen, daß
die Wasserbauten (Böschungsmauern, Fundamente von Brückenpfeilern:c.) zum Teil
unterspült und vom Strom mitfortgerissen wurden. Zur Hintanhaltung der
ungünstigen Wirkungen der Korrektionen wurden an den oberen Enden der korrigierten
Strecken Wehre angelegt.
c) Die Hauptverkehrslinien der oberdeutschen Hochebene.
In den Verkehrslinien des von dem nördlichen Alpenrand und
der oberen Donau gebildeten Zweiseites der oberdeutschen Hochebene
scheint zunächst der Satz, daß das Wegnetz eines Gebietes in erster
Linie von seiner Oberflächenform abhängig ist, keine Bestätigung zu
finden; denn die Haupteisenbahnlinien des südlichen Schwaben und Bayern
(Ulm — Salzburg und Lindau — Linz) durchziehen, wie dies schon die
mittelalterlichen Handelsstraßen thaten, die Hochebene in west-östlicher
Richtung, eine Thatsache, die ihre Erklärung in dem Umstand findet,
daß das gesamte Alpenvorland einen der wichtigsten natürlichen Straßen-
züge bildet, welche den Osten Europas mit dem Westen desselben
verbinden. Sieht man aber von den beiden genannten großen Durchgangs-
straßeu und der dazu senkrechten Mittellinie Ingolstadt—Kufstein ab,
welche den Verkehr zwischen dem Norden und dem Süden Europas
vermittelt, so tritt die Abhängigkeit des Wegnetzes des deutschen Alpen-
Vorlandes von den Flußläufen deutlich hervor. Die Donauthalbahn