Full text: Dr. K. von Spruner's historisch-geographischer Schul-Atlas von Deutschland

Arbeiten gehindert. Nur Zeichnen ward ihnen auf der Akropolis erlaubt, 
auch dies bloß gegen ein tägliches Eintrittsgeld von 5 Pfund; die Burg 
war ja damals noch eine Festung. So verloren die Künstler volle neun 
Monate, bis Klebers Tod und die erfolgreichen Verhandlungen der 
Engländer in Ägypten, die schließlich den Abzug der Franzosen zur Folge 
hatten, dem britischen Botschafter größern Einfluß auf die Hohe Pforte 
verstatteten. Lord Elgin nutzte die günstigere Lage der Dinge dahin 
aus, daß er zunächst im Mai 1801 seinen Leuten freien Eintritt in die 
Burg und die Erlaubnis, Gerüste zu errichten und Abgüsse zu nehmen, 
verschaffte. Aber die Plackereien der geldgierigen Türken hörten deshalb 
nicht auf. Lord Elgin überzeugte sich selbst hiervon bei einem Besuch 
Athens und lernte zugleich sowohl die hohe Schönheit der Denkmäler 
wie die Gefahren kennen, die ihnen durch mutwillige Zerstörung, durch 
Zerstreuung, durch Verschleuderung an Fremde beständig drohten. Beim 
Niederreißen zweier Häuser am Parthenon, die Lord Elgin gekauft hatte, 
ergab sich bei dem ersten eine reiche Ausbeute von Fragmenten der 
Eiebelfiguren, bei dem andern nichts, weil alles, was dort einst gelegen 
hatte, in den Kalkofen gewandert war. Diese Erfahrungen und die 
ähnlichen Beobachtungen des Gesandtschaftspredigers Phil. Hunt, der 
sich mehr in Athen als in Konstantinopel aufhielt, veranlaßten Lord 
Elgin, sich einen neuen Firman zu verschaffen, der seinen Leuten außer 
Gerüsten und Abformungen auch Messungen und Graben nach Funda¬ 
menten und Inschriften gestattete; ferner „sollte niemand sie hindern, 
wenn sie einige Steinblöcke mit Inschriften oder Figuren darauf weg¬ 
zunehmen wünschten". 
Die letzte Bestimmung war es, die den Unternehmungen eine 
neue Wendung gab. Hunt verstand sich darauf, in diese Worte den 
gehörigen Sinn hineinzuinterpretieren. Mit Hilfe eines Bakschisch in 
Gestalt von englischen Waren erlangte er vom Gouverneur die Erlaubnis, 
eine Metope vom Parthenon herabzuholen, eine Erlaubnis, die übrigens 
vor mehr als zehn Jahren schon einmal zugunsten des französischen 
Botschafters, des Grafen Choiseul-Eouffier, mit Bezug auf eine Platte 
des Frieses erteilt worden war. Dieser erste Erfolg bewog Lord Elgin, 
den früheren Firman erweitern zu lassen durch die Erlaubnis, noch andere 
Skulpturen vom Tempel herabzunehmen. Nun begann jene vielberufene 
Tätigkeit auf der Burg, wo 3—400 Arbeiter etwa ein Jahr lang 
beschäftigt waren, den bildlichen Schmuck des Parthenon fortzuschaffen. 
Ein Dutzend Giebelfiguren, 15 Metopen, 56 Friesplatten waren die
	        
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