Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

392 I Hauptth. Alte Gesch. IX Buch. 
waren, dieselben niemals beleidigt, vielmehr in 
allem den Willen derselben fast knechtisch beob- 
. achtet. Allein da sie in kurzer Zeit nach dem 
überstandenen Kriege, durch Fleiß und Handel¬ 
schaft wieder einen Ueberfluß an allem erworben 
hatten: so wurde der Haß der Römer gegen sie 
argwöhnisch ^ als wenn von Carthago her ein 
neuer Angriff zu befürchten wäre. Eie setzten 
daher die Carthaginenser durch treulose und arg- 
listige Mittel immer mehr außer Stand, sich 
wehren zu können. Ein Mann sogar, der Oie 
untergehenden strengen Sitten bey den Römern 
durch sein Beyspiel noch zu erhalten bemüht 
Dck altere war, Lato der ältere, oder der Censor ge- 
nannt, wich von der großmüthigen Denkungs¬ 
art seiner Vorfahren hierinne ab. Er war sonst 
ein sehr verdienter und ehrwürdiger Mann, ein 
tapferer Feldherr, ein eifriger und kluger Freund 
seines Vaterlandes, ein erfahrner Rechtsgelehr¬ 
ter, ein Geschichtschreiber und Kenner der Land- 
wirthschaft, zu der er auch in einem Buche An¬ 
weisung gegeben hat. Sein überaus eingezog- 
ncs mäßiges Leben zeigte, daß er nicht blos ge¬ 
gen andere ein scharfer Sittenrichter sey. 
^rNanche, sagt er, werfen mir vor, daß ich 
so vieler Dinge entbehre; aber ich werfe ih¬ 
nen vor, daß sie derselben nicht entbehren kön- 
nen. Gleichwohl reizte kein angesehener Römer 
seine Mitbürger so heftig und unaufhörlich zum 
Untergange von Carthago, als dieser weise und 
gnügsame Mann. Er besorgte nämlich, die 
Cartha-
	        
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