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friert sehr an Händen und Beinen;
da fängt’s bitterlich an zu weinen.
Die blauen Bäckchen werden weiß;
die Tränen gefrieren darauf zu Eis.
„Ach, wär’ ich geblieben im Tale dort!“
Das war Blau-Veilchens letztes Wort;
darauf sank es um
und blieb stumm.
„Hast du im Tal ein sichres Haus,
dann wolle nie zu hoch hinaus!“
Friedrich Förster.
125. Das Eisen.
Das Eisen rollt in unserem Blute und gibt ihm die rote Farbe;
das Eisen fertigt die Wiege des Säuglings und den Sarg des Toten;
das Eisen baut uns die Häuser, wärmt uns die Zimmer, schließt uns
die Türen, pflügt unsere Acker, mäht unsere Wiesen und Felder und
hilft das erworbene Gut uns schützen, wenn die Feinde den Herd und
die Freiheit bedrohen. Mit dem Eisen stärken wir den Huf unserer
Pferde und zügeln wir ihren wilden Mut; aus Eisen bereiten wir
dem Dampfwagen, diesem geflügelten Rosse, eine Straße; durch Eisen
endlich erzeugen wir jenen elektrisch-magnetischen Strom, der mit der
Schnelligkeit des Blitzes auf dünnem Drahte unsere Gedanken fort¬
trägt von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Unsere Zeit baut
Schiffe aus Eisen und errichtet eiserne Häuser und Kirchen. Und
selbst die feinsten Schmucksachen werden jetzt aus Eisen gegossen. Gold
und Silber sind freilich glänzender und schöner; aber wir können
die silbernen Pokale und goldenen Ringe entbehren, und jwer nicht
mit silbernen Löffeln und Gabeln speisen kann, läßt stch's auch mit
eiserner Gabel und einem Blechlöffel wohlschmecken. Das Eisen ist
das allerunschcinbarste und schmuckloseste Metall, und doch müssen
wir erst durch seine Hilfe die übrigen Metalle gewinnen und können
mit ihm sie alle ersetzen. Das Eisen ist wie das Getreide zur Not¬
durft und Nahrung des Leibes und Lebens erschaffen; es ist uns
nötig wie das tägliche Brot.
Die gütige Vorsehung hat aber auch Sorge getragen, daß dieses
allernützlichste Metall in Hülle und Fülle auf Erden vorhanden sei,
in viel größeren Massen als jedes andere Metall. Sie hat es jedoch
vorzugsweise in die gemäßigten und kälteren Länder gesetzt, wo der