Full text: Nord-Amerika (Bd. 5, Abth. 1)

nebst Kalifornien. 527 
der wurde auf der Stelle nach aller Schärfe dafür 
gestraft, und e6 stand der Scharfrichter allemal schon 
vor der Thüre. 
Der Kaiser speisete allezeit allein, zuweilen öf¬ 
fentlich, aber allemal mit großer Pracht. Gemei¬ 
niglich wurden ihm zweihundert Gerichte vorgesetzt, 
und ehe er speisete, besah er sie allemal, zu welchem 
Ende sie auf besondere, rings um den Saal gestellte, 
Tische gesetzt wurden. Hiervon wählte er aus, was 
ihm beliebte, das übrige bekamen die Edelleute, welche 
die Wache hatten. Nach der Mahlzeit schlief er, 
wenn er stch erst durch Tabakrauchen, welcher mit 
Ambra vermischt war, dazu vorbereitet hatte; als¬ 
dann rraren Mustci ins Gemach , und sangen unter 
Begleitung der Instrumente einige Verse, deren In¬ 
halt die Thaten des Monarchen, oder Landeögeschrch-- 
ten war. 
So groß der Aufwand eines solchen Monarchen 
war, so überstieg er dennoch nicht die Einkünfte des 
Landes; die Festungen wurden wohl besetzt, und zwey 
bis drey mächtige Heere waren stets bereit, im Felde 
zu erscheinen. Diese Einkünfte kamen aus der über¬ 
großen Ausbeute der Gold- und Silberbergwerke, 
aus den Salzwerken, aus den Reichsabgaben, und 
besonders aus den neuen Austagen, die Montezuma 
erstaunlich vermehrte. Ja, der Bauer mußte den 
dritten Theil von dem Ertrage seines angebaueten 
Landes abgeben, dasselbe mußte auch jeder Handwer¬ 
ker von seinem Verdienste entrichten, und alle diese 
Abgaben wurden mit der schärfsten Strenge einge¬ 
trieben, so daß ein mitleidiger Steuereinnehmer die¬ 
selbe Strafe zu erwarten hatte, die einem Straßen- 
rauber oder Diebe widerfuhr. Jeder, der ein öffent¬ 
liches Amt verwaltete, war alle Augenblicke in der 
größten Gefahr, denn Montezuma versuchte alles, um
	        
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