4
§. 3, Von ben PH àniciern.
§. 3. Von den Phöniciern.
Im Norden des heiligen Landes liegt ein hohes, einst mit
Zedernbäumen dicht bewachsenes Gebirge, der Libanon genannt,
und an dessen westlichen Abhängen, so wie in der, von Natur un¬
fruchtbaren, schmalen, und sandigen Uferebene am mittelländischen
Meere wohnten einst die PH onici er, Nachkommen Hams. Von
ihren spätern Hauptstädten heißen sie in der heiligen Schrift ge¬
wöhnlich Tyrer oder Sidonier. Da ihr Land sie unmöglich er¬
nähren konnte, so suchten sie ihre Speise im Wasser, fingen an zu
fischen und zu schiffen, und da sie das feste Cedernholz so nahe hat¬
ten, baueten sie sich lauter kleine Archen und trieben damit Fischer-
werr. Nach und nach wagten sie sich weiter fort von ihrem
Vaterlande. Aber wie fanden sie da die Wege? Fahrgleise
giebts doch auf dem Wasser nicht und immer dicht am Ufer
hinzufahren ist unmöglich, weil das Meer gewöhnlich schäumend
gegen das Ufer hinwegt, und die Schiffe zerschmettern würde.
Die Phöuicier wußten sich aber doch zu helfen; — sie richteten
sich nach den Sternen. Die ersten Menschen schaueten nämlich
gerne die Werke Gottes an, und besonders gefielen ihnen die
lieblichen Lichtpünktlein am schönen blauen Himmel und ihr stiller,
regelmäßiger Gang. Manche heitere Nacht durchwachten sie, sahen
nach den Sterrren, gaben ihnen Namen, und dachten sich allerlei
Schönes und Gutes dabei. Das thaten besonders die Chaldäer und
von ihnen lerrrten auch die Phöuicier die Sterne kennen — und
lernte« es um so begieriger, da sic es zur Schifffahrt und zum
Geldgewinn so gut gebrauchen konnten. Ueberhanpt muß man
ihnen das zur Schande nachsagen, daß sie nicht blos dem sicht¬
baren Baalgötzen dienten, und den» ihre Kinder lebendig ver-
brannten: sondern, daß sie auch noch einen schlimmen unsichtbaren
Götzen anbeteten und dem ihre Herzen zum Opfer brachten: —
dem Geize. Geldgewinn war der Hauptgrund aller ihrer Hand¬
lungen ; für Geld waren sie zu allem fähig. So fuhren sie erst
nach der Insel Zypern, stahlen dort Leute weg und verkauften
sie anderswo in die Sklaverei. Sie fuhren dann weiter bis
Nach Spanien (Tarsis) und fanden dort eine unbeschreibliche
Masse Silber. Das mochten sie nicht liegen lassen, obwohl es ,
ihnen nicht gehörte. Zuerst füllten sie ihre Schiffe damit an,
dann knüpften sie die dicken Steine, die sie als Anker jedesmal
aus Ufer warfen, wenn sie stille liegen wollterl, tos von ihren
Stricken, banden Sitberklumpcn daran, und kamen reich beladen
nach Hause zurück. Ja, sie wagten sich sogar ins Atlantische
Meer nach England, wo sie Zinn stahlen und eintanschten, —
wies gerade gehen wollte, — und nach Preußen, woher sie den
Bernstein holten. Und damit andrer Leute Schiffe ihnen nicht