Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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Welche Eigenschaften sind es denn aber, die die Polen befähigen, in die— 
sem Kampfe mit den Deutschen die Oberhand zu gewinnen? Nicht zum 
wenigsten verdanken die Polen das ihrer angeborenen Dreistigkeit und Un— 
verfrorenheit. Kaum haben die Deutschen sich etwas von ihnen gefallen 
lassen, so nehmen sich die Polen sofort noch mehr heraus. Ein Beispiel 
statt vieler: 
Die Polen bekamen es fertig, in einer preußischen Kirche ein Dankgebet 
dafür abhalten zu lassen, daß die Polen in der Schlacht bei Tannenberg über 
die Deutschen gesiegt haben. 
Auch andere Eigenschaften sind den Polen in ihrem Kampfe gegen die 
Deutschen dienlich. Die Polen sind entschlossener als die Deutschen, feuriger, 
rücksichtsloser, sie kennen kein falsches Mitleid usßw. 
Die Hauptwaffe der Polen ist aber ein sehr stark ausgebildetes National⸗ 
gefühl. 
Nationalgefühl nennen wir das Gefühl, das die Glieder eines Volkes 
zusammenstehen läßt, einer für alle und alle für einen, in allen Dingen, 
die Macht und Glanz, Gedeihen und Vorteil dieses Volkes fördern helfen. 
Die Polen denken so: „Was einem Polen nützt, das nützt allen Polen mit, 
und was einem Polen schadet, das schadet allen Polen mit“, und danach 
handeln sie auch. Jedem Polen, der sich selber nicht helfen kann, helfen alle 
anderen, und alle Polen sind verpflichtet, jeden Nichtpolen zu bekämpfen, 
der die polnische Sache schädigt. 
Daß die Polen so handeln, kann man ihnen schließlich nicht übelnehmen, 
aber die Deutschen haben auch das Recht, sich dagegen zu verteidigen. Und 
sie haben das Recht, zu verlangen, daß ihnen der gebührende Platz gegönnt 
werde auf dem Boden, den deutsche Arbeit aus einer Wüste zu einem Kultur— 
lande gemacht hat. Ihre Eigenart brauchen die Polen sich nicht nehmen zu 
lassen, sie sollten aber auch die deutsche Eigenart mit so begehrlichen Händen 
nicht antasten dürfen. Dafür soll jeder Deutsche einstehen. Die Deutschen 
haben den Kampf nicht begonnen, sie befinden sich in der Verteidigung. Die 
Verteidigung ihrer heiligsten Güter aber, die die Polen ihnen aus den Händen 
winden wollen mit slawischen Kunstgriffen, diese Verteidigung dürfen und 
sollen die Deutschen führen mit der ganzen Kraft ihres Geistes und ihrer Seele. 
Dritter Abschnitt. 
Die deutsche Abwehr. 
Es sind nicht nur die genannten Eigenschaften, die die Polen stark machen 
in diesem inneren Kampfe, es ist auch der Umstand, daß die Deutschen diese 
Eigenschaften nicht haben, sondern andere, die den Polen den Sieg leicht 
machen. Die Schwäche der Deutschen ist die Stärke der Polen. 
Wir wollen uns das wieder an dem Beispiel mit den Bambergern klar— 
machen.
	        
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