Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

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Die Perser. 
der Gegenden am Indus gemacht, war aber an den Schwierigkeiten 
gescheitert, welche die wüsten Gegenden Gedrosiens dem Durchzuge ent¬ 
gegensetzten. Unter Darius wurde die Sache mit Hülfe einer den In¬ 
dus hinab segelnden Flotte, die der Grieche Skplar aus Karpanda führte, 
von Neuem angegriffen und das Gelingen beweist der Umstand, daß 
unter den zinszahlenden Satrapieen Indien, worunter die Jndusgegen- 
den zu verstehen sind, aufgeführt wird. Die Herbeischaffung von Le¬ 
bensmitteln auf dem Indus wird die Gefahren, mit denen das Unter¬ 
nehmen verbunden war, beseitigt haben und vielleicht hat sich für kurze 
Zeit die persische Herrschaft über die Pentapotamie hinaus bis an die 
Wüste erstreckt, die das Flußgebiet des Indus von dem des Ganges 
trennt. Die Erforschung der südlichen Küsten Asiens durch eine Fahrt, 
die Skplar von der Jndusmündung bis nach Aegypten machte, war ein 
ferneres Ergebniß dieser Unternehmung. Dem bisher fast ununterbro¬ 
chen fortgesetzten Laufe der Eroberungen wurde Stillstand geboten, als 
der Perserkönig sich Griechenland zum neuen Ziele ausersehen hatte. 
Eine ganz fremdartige Natur trat hier, wie in dem Lande, so in seiner 
Bevölkerung, den Asiaten entgegen, die für ihre Fähigkeiten unüberwind¬ 
lich war. In dem weiten Asien theilt sich das Land in große Massen, 
die in sich wenig Abwechselung zeigen, in dem kleinen Griechenland ist 
die von der Natur gegebene Theilung eine bis ins Kleinste gehende, 
und auf engem Raume liegen große Gegensätze einander nahe. So ist 
in dem Menschen in Asien wenig Besonderes, ihm Selbstständigkeit Ver¬ 
leihendes, in Griechenland eine Fülle von Anlagen und Neigungen, die 
dem Einzelnen für sich eine Bedeutung geben. Bei einem Zusammen¬ 
stöße hatte daher das Perserreich durch die Wucht seiner Massen zu 
wirken, dagegen Griechenland in der Ordnung, Gliederung und Beweg¬ 
lichkeit, sowie in der Spannung geistiger Kräfte, seinen Schutz zu suchen. 
Wenn Persien dem Zuge seiner Eroberungen folgen sollte, mußte Grie¬ 
chenland sein nächstes Ziel sein. Schon beherrschte auf verschiedenen 
Punkten das persische Reich griechisches Gebiet und die Bedeutsamkeit, 
welche für dasselbe die Griechen hatten, war eine Aufforderung, die 
Herrschaft über dieses Volk zu erwerben. Lockend, wie für die nordi¬ 
schen Nomaden das persische Reich, war für die Perser Griechenland. 
Die höhere Bildung schmückt ein Volk mit Vorzügen, nach deren Ge¬ 
nuß das minder gebildete verlangt. Die Neigung der Perser, jedes 
der unterworfenen Völker zu dem Zwecke, wozu es durch die ihm eigen- 
thümlichen Kräfte brauchbar schien, zu benutzen, lehrte in den Griechen 
vorzügliche Werkzeuge zur Verfeinerung des Lebensgenusies erkennen, 
über die man unbeschränkt zu verfügen wünschen mußte. Die Ver¬ 
wirklichung dieses Wunsches möchte möglich gewesen sein, wenn sie plan¬ 
mäßig und allmälig betrieben worden wäre. Die Getheiltheit und Un¬
	        
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