Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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bedeutendsten hier.nennen. Die Niederlage bei Kollin ermuthigte 
die übrigen Feinde Friedrich's zu immer kühnern Unternehmungen; 
denn sie meinten nun des besten Erfolges gewiß zu sein. Die 
Schweden drangen mit 22000 Mann über die Peene in Pom¬ 
mern ein; bei Hastenbeck wurden 40,000 Hannoveraner von den 
Franzosen geschlagen (26. Juli), ein anderes französisches Heer, 
mit dem deutschen Reichsheere vereinigt, stand schon in Thürin¬ 
gen und bereitete sich, den Preußen ihre Stütze und Vorraths¬ 
kammer, das sächsische Land, zu entreißen. In Preußen war 
der russische Feldmarschall Apraxin mit 100,000 Mann einge¬ 
rückt und schlug den preußischen Feldmarschall Lehwald, der ihm 
nur 24000 Mann entgegenstellen konnte, mit seiner Uebermacht 
bei Großjägerndorf (d. 30. Aug.). Ganz unerwartet, zehn 
Tage nach der gewonnenen Schlacht, ging Apraxin über die 
russische Grenze zurück. *) Doch war Friedrich's Lage immer noch 
gefahrvoll; er mußte sich mit seinem Heere in größter Schnelligkeit 
bewegen, um zu verhindern, daß die Schaaren der verschiedenen 
Mächte, die ihn bekämpften, sich nicht vereinigen könnten, weil er 
dann durch ihr ungeheures Uebergewicht nothwendig hätte unter¬ 
liegen müssen. Nur sein Riesengeist, seine bewundernswürdige 
Entschlossenheit und Schnelligkeit konnten ihn retten. Nach man¬ 
chem Hin- und Herziehen erschien er plötzlich in Sachsen, ließ aber 
zur Behauptung Schlesiens einen Theil seines Heeres zurück. 
Der Prinz Soubise, der ein Heer von 60000 Mann führte, 
war mit 10000 Franzosen und der ganzen Generalität in Gotha 
eingerückt. Der Herzog hatte die großartigsten Einrichtungen ge¬ 
troffen, die fremden hohen Gäste auf seinem Schlosse fürstlich zu 
bewirthen. Die Herzogin aber, eine Freundin Friedrich's, schickte 
einen zuverlässigen Bauer mit einem Zettelchen, welches derselbe 
zusammeugerollt in seinem hohlen Backenzähne verbarg, an den Kö¬ 
nig, und meldete ihm, daß Soubise leicht überfallen werden 
könne. Plötzlich erschien Sepdlitz, der rascheste Reiter im Heere 
*) Die Kaiserin Elisabeth war nämlich bedenklich erkrankt, und der 
Großfürst Peter, ein Verehrer und Freund Friedrich's hatte plötzlich 
den Befehl gegeben, Preußen zu räumen. Nun konnte sich Lehwald 
gegen die Schweden wenden, welche von ihm nach Stralsund 
und Rügen zurückgetrieben wurden.
	        
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