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verschiedenen Dialekte Deutschlands zeigen eine große Verschiedenheit. Der Fremde,
der plattdeutsch reden hörte und wieder den österreichischen Dialekt, möchte ver¬
sucht sein, zwei ganz verschiedene Sprachen anzunehmen.
Es mag den Griechen und Römern Bcdürsniß gewesen sein, für die nördlicheren
Völker allgemeinere Benennungen zu haben. Dem Deutschen lag cs weniger daran.
Stamm- und hordenweise war er in das Land zwischen dem Rhein, der Weichsel
und den Karpathen, zwischen den Alpen und der Nord- und Ost-See gekommen;
man hatte sich festgesetzt, wo man für Lebensweise und Unterhalt Fluß, Wald,
Wiese oder Feld vorfand. Von solchen Zufälligkeiten des Ocrtlichcn, von Berg
und Thal, Meerküste oder Binnenland, oder von der Sitte und Lebensart oder
Waffen rühren die ersten Namen der einzelnen Einwanderer-Haufen her. Sie gaben
erst den Bergen, Flüssen u. s. w. Namen, wenn sie sich nicht von früheren Woh-
ncrn schon benannt finden, und nannten sich, als es darauf ankam, Unterscheidungen
zu treffen, wieder selbst darnach. Selbst jene drei Hauptabtheilungen von Manns
Söhnen*), denen Plinius Vindilen und Pcueinen mit den Baftarnen hinzufügt,
scheinen bei den Deutschen selbst nicht fest gehalten worden zu sein. Der erste
allgemeine Volksname findet sich erst da, wo es darauf ankam, als Gesammtvolk
zu erscheinen, den Galliern und Römern gegenüber; und dieser war Germanen.
Dicß mag Kricgsmänner, Wehrmänncr bedeuten. So mag auch die Benennung
Teutonen ursprünglich allgemeiner als später gewesen sein. Der Name Deutsche
(Theodisci) kommt erst im neunten Jahrhundert wieder auf**) und wird von
Tuisko selbst oder von Tcnt, Thiod (Herrscher) oder Diät, Theod (Volk) abgc-
leitet. Gewißheit ist nicht da. Am ehrenvollsten wäre die Ableitung vom gothischcn
Thiuts, gut; das würde uns zum guten Volke überhaupt stempeln, wie man auch
Germanen durch Ariomannen oder Ehrenmänner hat übersetzen wollen ***).
Ucbcrhaupt sind die Deutschen mit den Namen nicht so eilig gewesen. Geschlechts-
Namen kommen, einige hervorragende Familien abgerechnet, bei dem Adel erst
im zwölften, bei dem deutschen Bauer erst im fünfzehnten Jahrhundert vor.
Man half sich mit den seltsamsten Abänderungen des väterlichen Rufnamens:
daher denn aus Dietrich (Tbeod, Teut, Volk, und rich, reich, gothisch, Reiks, ein
Machthaber, verwandt mit Necken) Dictze, Dedo, Dödcrlcin, Tezcl, Toze, Titt-
mann, Tiedge, aus Heinrich (Hain — Wald?) Heinz, Hinz, Hczzilo, Entius,
Hennike, Hennings, Harl, Harles werden konnte.
Eine Ausscheidung der fast 100 deutschen Völkerschaften nach jenen drei Söhnen
Manns oder nach Sueven und Unsucven ist bei den unzureichenden und sich wider¬
sprechenden Nachrichten der Alten noch immer eine mißliche Sache. Auch möchte
cs hier wichtiger sein, nach ihren nachweislichen Sitzen nur die wichtigeren
derselben und nach gewissen von Nord nach Süd auf einander folgenden Regionen
und in ethnographischer Folge von West nach Osten anzugcben, damit ein Jeder
seines Landstrichs alte Insassen ausfinden könne. Wir theilen also Deutschland für
diesen Zweck in eine See-, Flachland-, Mittclgebirgs-, Donau- und Alpen-Rcgion,
doch ohne allzu ängstliche Abgränzung der einen oder andern.
Zeitig find Germanen über den Rhein gegangen, des Gattiers Nachbarn und
dann des Römers Unterthancn geworden, der aus diesem überrheinischcn Deutschland
Fz. Jos. Monc, Gesch. des HcidenthumeS im nördlichen Europa, Leipzig, 1825, II. 5 läßt ans
diesen drei Hauptstämmen die Sachsen, Franken und Schwaben l,ervvrgel;en.
**) S. Mvne a. a. O. S. 7. aber auch I. C. P si st er, Gesch. der Deutschen, Hamburg, 1829
I 2« ff.
I- Grimm, deutsche Grammatik, Göttingen, 1819. I. 188. Savig n y, Gesch. des römischen
Rechts im Mittelalter, Heidelberg, 1815. I. 176.