76
Xlo. Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs.
(I. 1618.)
Die Religionsbedrückungen, über welche die Protestan¬
ten klagten, hatten ungeachtet des Religionsfriedens vom
Jahr 1555 noch immer kein Ende. Beide Religionsparteien
nahmen daher zu Anfang des 17. Jahrhunderts wieder eine
drohende Stellung gegen einander an. Die protestantischen
Fürsten und andere Reichsstande schlossen unter sich einen
neuen Bund, gleich dem schmalkaldischen, die evangeli¬
sche Union genannt, und die Katholiken setzten ihr ein
anderes unter dem Namen der Ligue entgegen. So ent¬
stand am Ende ein zweiter Religionskrieg, weit langer und
blutiger als der erste. Er ist unter dem Namen des drei¬
ßigjährigen Krieges bekannt, weil er dreißig Jahre
lang, von 1618 bis 1648, fortwüthete. Ein an sich
geringfügiger Vorfall in Böhmen gab Veranlassung zu dem
Ausbruch desselben.
Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von
Prag und des Abtes von Braunau hatten nämlich in dem
Städtchen Klostergrab und zu Braunau zwei Kirchen erbaut.
Der Erzbischof aber wollte keine protestantische Gemeinde
zu Klostergrab dulden, und erwirkte einen kaiserlichen Be¬
fehl, daß die Kirche wieder niedergerissen und der Erde
gleich gemacht werden sollte. Dies geschah auch wirklich
unter einer starken Bedeckung katholischer Soldaten. Die
Kirche zu Braunau wurde blos geschlossen; es entstand
aber hier größerer Lärm darüber, als dort. Die Bürger,
die am vorlautesten waren, wurden als Rebellen verhaftet
und in ein Gefängniß geworfen.
Diese beiden Ereignisse machten großes Aufsehen unter
den zahlreichen böhmischen Protestanten, die über Verletzung
h