288 VII. Atr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823. 
der Erzherzog Karl eilte mit einem siegreichen Heere ans 
Italien dem Vatertandc zu Hülfe, und konnte bald Wien, im 
Rücken der Franzosen, befreien; Russen und Engländer wa¬ 
ren in Neapel gelandet; Russen, Schweden und Engländer 
drangen durch das hannoversche Land vor, und was das 
wichtigste war, auch Preußen batte seine Heere gesammelt, 
um die Verletzung des Anspachischen Landes zu rachen. — 
In diesem Augenblicke schloß der Kaiser Franz den Waffen¬ 
stillstand, und zeigte die unbedingte Neigung zum Frieden ; 
das Unglück seiner Lander betrübte ihn zu sehr, und er 
wähnte damals noch, ein Friede mit diesem Gegner, durch 
große Opfer erkauft, könneBestand haben; alswennOpfer 
dessen Lust nach dem Ganzen zu stillen vermogten! 
Der preußische Abgeordnete, der Graf von Haugwitz, 
der gesendet war, das Gesetz des Friedens vorzuschreiben, 
oder Krieg zu verkündigen, sah sich durch Oestreichs Ab¬ 
tritt in große Verlegenheit gesetzt, und hielt es für ange¬ 
messen, statt des Wortes, welches ihm der König mitge¬ 
geben, in sanfter, friedlicher Weise zu reden. Und der 
französische Bericht prieS „die Weisheit Preußens, welches 
nie einen biederern und uneigennützigerern Freund gebäht 
habe, als Frankreich. Uebrigens hänge das französische 
Volk von niemand ab, und 150,000 Feinde mehr würden 
den Kampf nur um etwas verlängert haben!" - Solche 
Sprache hätte der preußische Abgeordnete besser verstehen 
nnd "Preußens Würde fühlend, auf frischer That, da Oest- 
rcichs Friede noch nicht geschlossen war, thun sollen, was 
sein König ihm befohlen hatte, und ein halbes Iabr nach¬ 
her dennoch zu thun sich entschloß. Vielleicht mogte Oestreich, 
wenn es Preußens Ernst sah, einen längeren Krieg dem 
schmählichen Frieden vorzrehen. Statt dessen Unterzeich¬ 
nete Haugwitz, ohne Vollmacht, den Vergleich zu Wien, 
wodurch Preußen Anspach an Balern, Neuschatel 
und Eleve an Frankreich abtrat, und dafür Hannover 
erhalten sollte, worauf England keineswegeö Verzicht ge¬ 
leistet hatte. So streute Napoleon den Saamen der Zwie¬ 
tracht zwischen Preußen und England aus, wohl wissend, 
daß beide durch Verbindung Mit einander stark waren. 
Fünf Tage nach diesem Vertrage schloß Oestreich den 
Frieden zu Preßburg, den 25. Dezember 1805. Durch 
drefen Frieden, der alle bisherigen an Härte Übertrag, ver¬ 
lor Oestreich 1000 LH Meilen Landes und an 3 Millionen 
Unterthanen, und zwar von den besten die cs besaß. 
Das treue Tyrol, welches noch in diesem Kriege seine 
Anhänglichkeit an das östreichische Haus trefflich bewiesen 
hatte, mußte nebst Burgau, Eichstädt, einem Theil von
	        
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