Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen

137. Das Donaumbos. 
Viele schöne, grobartige Bauten stehen noch als Zeugen der 
Prachtliebe und des Gemeinsinnes der alten Augsburger. Am Ludwigs- 
platze erhebt sich das Rathaus mit dem herrlichen „Goldenen Saal“ 
Von kirehlichen Bauten sind der zweitürmige Dom und die St. Ubichs- 
kirche die bedeutendsten; beide enthalten hervorragende Kunstschätze. 
Herrliche Bauwerke sind aueh das neue Theater und die neue Biblio- 
thek. — In der Jakober Vorstadt befindet sieh die 1519 von Jakob 
Fugger dem Reichen gestiftete Puggerei: 53 Hàuser mit je 2 Wohnungen, 
dĩe an arme katholische Pamilien gegen Entrichtung von allerlei Ge— 
bühren im Geésamtbetrage von 4 M. 12 Pf. jährlich abgegeben werden. 
Die Stadt zahlt gegenwärtig über 80000 Bewohner, viel mebr als 
je zuvor; hierzu kommen noch vier grobe Vororte, die sich an Augs 
burg als ihren Mittelpunkt anlehnen, mit etwa 30000 Seelen. 
137. Das Donaumoos. 
Kasimir Reboele. 
Eino weite Ebene liegt vor uns. Nirgends erhebt sich ein 
Hügeh nur selten eine Anhöhe über die von zahlreichen Wasser- 
ader durchzogene Flache. Lichtgrüũne Birken saumen die schnur— 
geraden Straben; doch sucht das Auge vergebens einen Wald, 
der ihm einen Rubepunkt gewährte. Die Orfschaften sind vicht 
geschlossen, sondern bestehen aus meist einstöckigen Häusern, 
welehe die Straben auf lange Strecken hin begleiten. Manches 
dĩeser Hauschen wirdd vom Grün eines Obstgartens umrahmt, 
aus welebem heller FPinkenschlag uns entgegenschmettert. Ein 
heiterer Himmel lacht hernieder; Gärten, Scker und Wiesen 
sind von emsigen Menschen belebt. 
Vormals war die ganze Gegend hier öde und sumpfig, un 
bewohnt und ungesund. Dies veranlabte edle Mandner, sie 
trocken zu legen. Im Jahre 1790 begannen die Arbeiten mit 
einem Aufwand von einer halben Million Gulden, welche teils 
der Staat teils einige Vaterlandsfreunde vorgestrecekt hatten. Die 
meisten Ansiedler wanderten um das Jahr 1800 hier ein, als 
der gütige Kurfürst Maximilian Joseph strobsame Leute aus 
seinem Heimatlande Pfalz-zweibrücken berbeirief. Damals waren 
bereits zahlreicho Kanäle angelegt, um die überflüssige Boden- 
nässe zu entfernen und den schvwanmigen Moorgrund allmäh— 
lich zu festigen. Die Tiefen vurden eullt, Straben, Wege 
und Brücken gebaut. Infolge der Niederlassung von Menschen 
aus aller Herren Ländern reihte sich Haus an Haus; es ent 
standen Dörfer, von welchen mehrere nach den Landesherren 
benannt wurden. In ihrer Mitte erhoben sieb Sehulen und 
Kircehen. Auf solche Weise sind es bis heute 32 Kolonien mit, 
nahezu 6000 Einwohnern geworden, unter welchen RKarlskron 
128
	        
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