Full text: Die deutsche Geschichte

Religionsangelegenheiten von 1534 — 40. 387 
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Streit über die Lehre vom Abendmahl erhoben, in wel¬ 
chem Luther zuerst gegen Karlstadt, dann gegen den Reformator 
der Schweiz, Ulrich Zwingli, auftrat, mit welchem er ein 
fruchtloses Religionsgespräch zu Marburg im Jahr 1529 hielt. 
Beide Parteien beschuldigten einander des Jrrtbums. Ter Streit 
wurde heftig, denn man führte ihn mit Leidenschaft; die ver¬ 
schiedene Meinung wurde sogar ein Hinderniß der äußern Ein¬ 
heit, und hatte leicht zum gänzlichen Verderben der neuen Kirche 
führen können, wenn die Katholischen die Spaltung benutzt hätten. 
Allein diese waren damals noch so wenig einig unter sich, daß 
sogar, wie wir schon gesehen haben, die Herzoge von Baiern sich 
mit den schmalkaldischen Bundesgenossen vereinigt hatten. Und 
später, als sie sich wieder von denselben trennten, und die Ge¬ 
fahr für die neue Kirche größer zu werden schien, söhnte sich die 
streng lutherische Parthei, auf Luthers eigenen Rath, mit den 
Schweizern durch die Wittenbergsche Concordienformel für einige 
Zeit aus, und die Schweizer, so wie mehrere oberländische L-tädte, 
wurden in den Vertheidigungs-Bund ausgenommen. 
Die Ausbreitung der neuen Lehre ging noch immer rasch. 
Selbst einige Bischöfe, die von Lübeck, Camin und Schwerin, 
nahmen die neue Kirchenform an, und der alte Churfürst Her¬ 
mann von Köln, von welchem weiter unten noch mehr wird ge¬ 
redet werden, machte ernstliche Vorbereitungen, ihrem Beispiele 
zu folgen. 
Eine der wichtigsten Veränderungen ging aber in den sächsi¬ 
schen Landen selbst vor. Die Hälfte derselben, mit den Städten 
Dresden und Leipzig, gehörte dem Herzog Georg, der ein eif¬ 
riger Anhänger der alten Kirche war und dem Eindringen der 
neuen Lehre mit allen Kräften wehrte. Allein seine beiden Söhne 
starben vor ihm, und sein Bruder Heinrich von Altenburg, 
(Vater des Herzogs und nachherigen Churfürften Moritz,) sein 
nunmehriger Erbe, hing dagegen mit ganzer Seele der lutheri¬ 
schen Lehre an. Als daher im April 1539 Herzog Georg starb, 
war Heinrichs erste Regierungs-Handlung, daß er die Reforma¬ 
tion in seinem ganzen Lande einführte. Die Mehrzahl seiner 
neuen Unterthanen fügte sich willig; selbst die Universität Leipzig 
wurde nach einigem Widerstreben umgewandelt, und nachdem die 
eifrigsten theologischen Lehrer aus dem Lande gewandert oder in 
Ruhe versetzt waren, wurden die Stellen mit Anhängern der 
neuen Lehre besetzt. 
In Brandenburg ging fast gleichzeitig eine ähnliche Ver¬ 
änderung vor. Auf den, sehr eifrig katholischen, Churfürsten 
Joachim I. war 1534 sein Sohn Joachim II. gefolgt, der von 
seiner Mutter, einer Prinzessin von Dänemark, in den Grund¬ 
sätzen Luthers erzogen war; im Jahr 1539 trat dieser, aufge¬ 
muntert durch das Beispiel des Bischofs Mathias Jagow von 
Brandenburg, dem augsburgischen Glaubensbekenntnisse bei und 
führte in seinen Ländern eine Kirchenordnung ein, welche zwar 
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