_ 40
Ihm folgte sein Sohn Ludwig I. der Große (1342—1882). Dieser
entriß den Venetianern Dalmatien (1358) und erkämpfte sich die Ober-
hoheit über die Moldau, Walachei, Serbien, Bosnien und Bulgarien;
doch waren es, besonders infolge des Vordringens der Türken, nur lose
Bande, welche diese Länder mit Ungarn verknüpften. Im Jahre 1370 kam
er als Sohn der Schwester Kasimirs auf den Thron von Polen. Um hier
seiner älteren Tochter Marie, die an Sigismund von Luxemburg vermählt
war, die Herrschaft zu sichern, enthob er den Adel von vielen V erpflich-
tungen gegenüber der Krone; doch war alles vergeblich. Es verschwand
vielmehr jede Ordnung im Lande, der Adel kümmerte sich nicht um den
König, Bedrückung der Armen und Raub herrschten allerorts.
Für Ungarn bildet jedoch die Regierung Ludwigs eine Zeit der
Blüte. Hier hatte schon sein Vater die Übermacht des Adels niedergehalten:
auch Ludwig regierte wie sein Vater ohne Landtag und zog nur einige
Magnaten zu Rate, so daß die Bedeutung des niederen Adels sank.
Der gesamte Adel kam jedoch in das Verhältnis der Vasallität und
Ungarn wurde vollständig ein Feudalstaat. Der Bauernstand
wurde hiebei zugunsten des Adels gedrückt und zu größeren Leistungen
wie früher verhalten. Dagegen genossen die Städte, welche noch immer
deutsch waren und durch den Rechtszug nach den Oberhöfen mit Deutsch-
land zusammenhingen, durch Vermehrung der Freiheiten und Privilegien
mächtige Förderung, so daß ihre Bedeutung, namentlich in der Zips und
in Siebenbürgen, stets zunahm. Preßburg, Gran, Ofen zählten zu den
bedeutendsten Handelsplätzen des Donauweges; Hermannstadt, Kron-
stadt waren, besonders seit die Venetianer mit den Türken in Krieg
lagen und deshalb der Orienthandel den Landweg einschlug, die Haupt-
nicderlagen dieses Handels; Kaschau und Eperies blühten als Haupt-
handelsstädte an dem Handelswege nach dem Norden, Ödenburg, Güns
als solche für den Handel nach den Alpenländern, an dem auch Agram
teilnahm. Die Bergstädte wuchsen an Zahl und Macht durch kräftige
Förderung des Bergbaues. Kremnitz war das bedeutendste Goldberg-
werk Europas; hier wurden unter Robert auch die ersten ungarischen
Goldgulden (später Dukaten) von Florentiner Münzern geprägt, welche als
„Floreni“ die gangbarste Münze des auswärtigen Handelsverkehrs bildeten.
Das Handwerk hob sich infolge des steigenden Absatzes, neue Kunst-
gewerbe entstanden durch den Einfluß des Hofes, so daß der Wohlstand
stets in Zunahme war. Bedeutend für den Weinbau wurde die Einführung
italienischer Edelweine in die Hegyallja. Der Zusammenhang des Hofes
mit Italien brachte auch reiches geistiges Leben nach Ungarn. Im
Wettstreite mit Karl IV. und Rudolf IV. gründete Ludwig die Universität
zu Fünfkirchen (1382), Die bildenden Künste blühten auf, nament-