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zierlicher. Der Kutscher fragte, wohin er fahren sollte? „Bringe 
mich nur weg von hier!" antwortete Heinrich. Als er aus dem 
Schlosse fuhr, ließ er den Wagen von allen Seiten Zurückschla¬ 
gen, um Alles genau ansehen zu können. So kam er bis in 
eine Gasse, wo der Wagen wegen der vielen Karren, die im 
Wege standen, still halten mußte. Die Bedienten gingen, um 
Play zu machen; die dem Könige gegenüber sitzenden Herren 
hatten sich umgedreht, um nach den Pferden zu sehen, und der 
König bog sich eben zu seinem Begleiter, und sagte ihm etwas 
ins Obr. In dem Augenblicke sprang ein Mensch auf das 
eine Hinterrad, und versetzte dem Könige mit einem langen, 
scharfen Messer schnell hinter einander zwei Stiche in die Brust, 
und stieß auch zum dritten Male, aber der Stich ging fehl. 
Keiner, außer dem Könige, hatte die That bemerkt. Dieser 
schrie: ,,Mein Gott, ich bin verwundet!" und in dem Augen¬ 
blicke überzog Todtenblasse sein Gesicht; er war nicht mehr. 
Man kann sich leicht die Bestürzung denken, die sich Aller 
bemächtigte. Der Mörder hatte während derselben leicht ent¬ 
fliehen können. Aber er blieb ruhig neben dem Wagen stehen, 
das blutige Messer in der Hand. Man ergriff ihn, indessen der 
Wagen langsam nach dem Schlosse zurückfuhr, und fragte, wer 
er sey? Da fand sich, daß er Franz Ravaillac heiße, und 
ehemals ein Barfüßermönch gewesen s»y; aber er war, weil 
man ihn für einen Starren hielt, aus dem Kloster gestoßen. 
Auf der Folter zeigte er die größte Unempfindlichkeit, und wollte 
von keinen Mitverschwornen etwas wissen. Er habe, sagte er, 
den König ermordet, weil dieser den Papst getauscht habe, und 
ein Freund der Hugenotten gewesen sey. Wahrscheinlich aber 
hatten sich Heinrichs Feinde dieses Schwachkopfs bedient, um 
den guten König aus dem Wege zu raumen; ja man munkelte 
selbst, daß Maria von Medicis da^um gewußt habe. Welche 
Abscheulichkeiten sind doch schon in Frankreich begangen worden! 
— Heinrich war erst 56 Jahre alt, und hatte nach seinem Alter 
und seiner Gesundheit noch lange sein Volk beglücken können. 
Er war aus der Familie der Bourbons, zu welcher alle ihm 
nachfolgende Könige, auch der jetzige, gehört haben. 
Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig XIII., über 
dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist 
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