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den Herzog aber ließen sie hoch leben. In drei Tagen, meinten 
sie, würden sie andre Leute seyn, und Neumann hoffte ehestens 
seine Hände im Blute der Herren von Oestreich zu waschen. 
Indessen hatten zwei Hauptleute das Thor der Citadelle 
besetzt, und ließen Keinen aus oder ein. Nur Geraldin wurde 
hindurch gelassen, und führte 30 Dragoner, lauter Irländer, 
in das Schloß. Sie besetzten alle Thüren; nur mit sechs nahm 
Geraldin selbst seinen Posten in dem Nebenzimmer des Saales. 
Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten 
sich; man rief sie in ein abgelegenes Zimmer, um dort zu essen, 
und — schloß sie ein. Jetzt winkte Leßlie. Die Saalthüre flog 
auf, und Geraldin trat mit seinen Dragonern ein. ,,Holla! 
wer ist gut kaiserlich?" rief er. Gordon, Buttler und Leßlie 
riefen: „Es lebe Ferdinand!" nahmen Jeder ein Licht, und 
machten den Soldaten Platz. Diese drangen nun vor, warfen 
den Tisch um, und hieben ein. Kinsky siel sogleich; auch Jllo 
wurde niedergehauen; nur den Trczka schützte einige Minuten 
sein Koller von Elenshaut. Endlich erhielt auch er den tödli¬ 
chen Stich. Das Blut floß in Strömen, und auf dem Boden 
sah man in scheußlichem Vereine Flaschen, Blut, Confect und 
andere Speisen. Neumann entwischte in den Vorsaal; da er 
aber die Losung nicht wußte, stießen ihn hier die Dragoner 
nieder. Die Bedienten hörten das Geschrei ihrer Herren, und 
wollten zu Hülfe eilen. Einige sprangen aus dem Fenster; aber 
die Armen wurden gleich niedergemacht. 
Wahrend dieses Blutbades war es in der Stadt ganz ruhig. 
Der Herzog saß mit Seni, und sprach über die kommenden 
Ereignisse. Es war eine dunkle, unfreundliche, stürmische Nacht, 
der Wind heulte, und der Regen schlug an die Fenster. Wallen¬ 
stein legte sich ermüdet früh zu Bette*). Gordon, Buttler und 
Leßlie aber waren noch in der Citadelle, und hielten noch ein¬ 
mal über des Herzogs Tod Rath, der endlich auch nochmals 
beschlossen wurde. Nun begab sich Leßlie nach der Stadt auf 
*) „Ich denke einen langen Schlaf zu thun; 
Denn dieser letzten Tage Qual war groß. 
Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken." 
Wallensteins Tod von Schiller.
	        
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