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Niederlagen zum Umlmrsch der Waaren bezcichncte, so Bremen,
Bardewik, Erfurt, Regensburg, Augsburg, Köln,
Mainz u. s. w. Karl faßte, was ein besonderes Zeichen seines
Scharfblickes für das Nützliche ist, den Plan, den Rhein durch den
Main mit der Donau, also die Nordsee mit dem schwarzen Meere
zu verbinden.
Auch die Kunst begann durch Karl den Großen in unserm
Vaterlande heimisch zu werden; seine Pfalzen zu Ingelheim,
Frankfurt und Aachen, wo sich Karl am liebsten aufhielt, die
vielen von ihm erbauten Kirchen, besonders die Marienkirche in
Aachen, sind Beweise hievon.
Strenge hielt Karl auf Recht und Gerechtigkeit im ganzen
Reiche; er schickte jährlich Abgeordnete (mi88i regii, domini) in die
Gaue, welche Nachsehen mußten, ob die Gerechtigkeit von den Gra¬
fen gehörig verwaltet würde. In den Volksversammlungen, jetzt
Maifelder genannt (indem sie vom März auf den Mai verlegt
wurden), ward über Krieg und Frieden, über Gesetze (Capitularien)
berathen. An den Volksversammlungen nahmen auch die Geistlichen
höchst einflußreichen Antheil, indem bei ihnen allein gelehrte Bildung
war. So wurden sie Reichsstände.
Karl war in seinem Leben höchst einfach und mäßig; sein Kleid
webten seine eigenen Töchter. Aber seine schöne, gewaltige Gestalt
(7 Schuh messend) gebot Ehrfurcht jedem Nahenden. Der Mann,
der vom Ebro bis zur Ostsee mit Alles umfassenden Blick waltete,
der Vorschriften gab, wie auf seinen Gütern die Obstbäume gepflanzt
und wie viel Eier verkauft werden sollten, verwendete seine Nacht¬
stunden, um sich im Schreiben zu üben, da seine Jugenderziehung
vernachlässigt worden war, und studirte mit seinen Freunden Latein,
Physik und Astronomie.
Karl starb den 28. Januar 814 mit den Worten: »Herr, in
deine Hände empfehle ich meinen Geist.« Er wurde in der Marien¬
kirche zu Aachen begraben, auf einem goldenen Sessel sitzend, das
Haupt mit einer Krone geschmückt, mit einem Schwerte umgürtet,
das Evangelienbuch auf dem Schooße, und eine Pilgcrtasche an der
Seite hängend. So ward der glorreiche Kaiser in die Gruft ge¬
senkt; aber er lebte in der Liebe und Verehrung des teutschen Vol¬
kes fort, dessen Kaiser in ihm das Ideal, nach dem sie ringen soll¬
ten, erblickten.