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das Grab gemacht hatten, wurden erschlagen, damit Keiner wisse, wo
der große Hunnenkönig liege.
Im Jahre 449 eroberten die Angelsachsen England. So
lange die Römer dies Land besetzt hielten, wurden die wilden Bewoh¬
ner Schottlands, die Pikten und Sc oten, in Zaum gehalten. Aber
als jene ihre Truppen nach Italien zurückzogen, konnten sich die Brit¬
ten nicht mehr der wilden Nachbarn erwehren, schickten nach Rom, und
baten um Hülfe. „Von der einen Seite," so sprachen sie, „treiben
uns unsere Feinde ins Meer; vsn der andern wirft uns das Meer
wieder zurück in die Hände unsrer Feinde. Wir haben nur die Wahl,
ob wir in den Wellen oder durch das Schwert der Feinde umkommen
wollen." Aber die Römer wiesen sie ab. „Wir können euch nicht
helfen!" hieß es. Da wandten sich die Britten an die Angelsachsen,
ein deutsches Volk im jetzigen Westphalen. Von diesen setzte ein
Schwarm unter Hengist und Horsa 449 nach England über, jagte
die Pikten und Scoten nach Schottland zurück, setzte sich aber nun
selbst fest im Lande, und machte sich zum Herrn desselben. Und die
armen Britten? Die mußten sich unterwerfen; viele aber wanderten
in die Berge von Wales, oder setzten nach Bretagne in Frankreich
über. In beiden Ländern wohnen ihre Nachkommen noch.
455 wurde die Stadt Rom wirklich, was Attila ihr nur gedroht
hatte, von einem Barbarenhaufen überfallen und ausgeplündert. Es
ist schon gesagt worden, daß die Vandalen sich auf der Nordküste
von Afrika 439 niedergelassen hatten. Ihr König um die Mitte des
5ten Jahrhunderts hieß Genserich oder Geiser ich. Zu derselben
Zeit war in Rom eine Kaiserin, welche Eudoxia hieß. Ein General
(Maximus) hatte ihren Mann, den Kaiser Valentinian 3., todtgeschla-
gen, und zwang sie nun, ihn selbst zu heirathen. Das rachsüchtige
Weib dachte nur darauf, ihrem zweiten Manne, den sie mit Recht ver¬
abscheute, den Untergang zu bereiten, ohne daran zu denken, daß sie
sich selbst und ihre ganze Stadt unglücklich machte, und lud den Gen--
serich ein, nach Rom zu kommen, und sie von ihrem Manne zu be¬
freien. Genserich kam 455^ eroberte Rom> und verwüstete die herr¬
liche Stadt so fürchterlich, daß man jetzt noch eine recht greuliche Ver¬
wüstung eine vandalische zu nennen pflegt. Nicht einmal die Tempel
und Kirchen wurden verschont. So hauste er 14 Tage lang; dann
packte er seine Schätze in die Schiffe, nahm Eudoxia sammt ihren
Töchtern mit, und kehrte nach Afrika zurück.
Nach dieser Zeit regierten noch einige unfähige Kaiser nach ein¬
ander; dann setzte man den Nomulus Augustulus, einen guten,
aber schwachen Knaben, auf den Thron. Die Heruler und Rugier,
ein paar Stämme aus der Gegend des heutigen Pommerns, die als
Miethstruppen unter dem Kaiser dienten, verlangten den dritten Theil