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sind nur einige wenige seiner verdienstvollen Unternehmungen und
Einrichtungen.
Nur eine Unternehmung kann keineswegs gebilligt werden —
die Theilung Polens — und eben darum sind auch die Folgen
davon für Preußen höchst nachtheilig gewesen. Polen hatte zwar ei¬
nen König, war aber dennoch eine Republik. Der König war ohne
Gewalt, der Bürger ohne Ansehn, und der Bauer ein elender Leibei¬
gener. Alle Macht war in den Händen des Adels. Die Edelleute
wählten den König, der oft aus ihrer Mitte genommen wurde; auf
ihren Gütern waren sie unumschränkte Herren; sie geboten über ihrer
Bauern Leben und Tod, und waren allein zu allen geistlichen und
weltlichen Ehrenämtern berechtigt. Bei einer so unklugen Verfassung
konnte es nicht ohne viele Unordnungen abgehen, besonders da ein
großer Theil der Edelleute so bettelarm war, daß sie bei den reicheren
als Knechte dienen mußten, und also ganz abhängig von ihnen waren.
Auf dem Reichstage ging es so tumultuarisch her, daß man ihn als
Sprichwort gebrauchte, und von einer recht tollen Verwirrung zu sagen
pflegte, es gehe zu, wie auf dem polnischen Reichstage. Sobald Ka¬
tharina 2. den russischen Thron bestiegen hatte, war sie fest entschlos¬
sen, die Unordnung in Polen zu ihrem Vortheile zu benutzen. Sie ließ
Soldaten an die polnische Gränze rücken, und als August 3. 1763
starb, verlangte sie, die Polen sollten Stanislaus August Ponia-
towski zum Könige wählen. Dieser Mann war früher polnischer
Gesandter in Petersburg gewesen, und hatte sich durch seine schöne
Gestalt und seine einnehmenden Manieren die Gunst Katharinens er¬
worben; sonst war er ein Mann von schwachem Character und gerin¬
gen Geistesgaben. Die meisten Polen widersprachen; sogleich rückten
russische Soldaten unter Repnin ein, und Poniatowski wurde ge¬
wählt. Jetzt sahen die Polen wohl ein, daß sie, wenn es besser mit
ihnen werden sollte, ihre Verfassung ändern müßten. Aber auch das
wurde ihnen nicht erlaubt. Katharina und Friedrich 2. hatten ein
Bündniß geschlossen, und darin ausdrücklich sich zugesagt, nicht zuzu¬
geben, daß die alte Verfassung abgeschafft würde, damit es nie an
Unruhen fehlen, und sie immer Gelegenheit haben möchten, sich in die
polnischen Angelegenheiten zu mischen. Mit der Wahl des Königs
war der größte Theil der Nation höchst unzufrieden, und trat in Bar
1767 unter Poto^ki, Krasinski und Pulawski in eine Confödeca¬
tión zusammen. Daraus entstand ein Bürgerkrieg mit allen seinen
Greueln. Die Conföderirten wollten den König vom Throne stoßen;
ihre Gegner und die einrückenden Russen wollten ihn aufrecht erhalten.
Dazu kam nun noch eine Pest, an der in kurzer Zeit 250,060 Men¬
schen hinftarben.
Diese unglückliche Zeit der Zerrüttung dauerte mehrere Jahre