406
Von Braunschweig eilte er sofort wiederum zum Heere, und
zwar schloß er sich dem Corps des Generals Blücher an, das auf
Lübeck zumarschirte. Den 5. November rückteil die Preußen in
diese Stadt ein und schon am folgenden Tage waren sie von den
Franzosen eingeholt. Ein heftiger Kampf begann. Das Bnrg-
thor, gegen das der Feind am heftigsten operirte, war voll Fried¬
rich Wilhelm besetzt. Er hielt dies, so lange es nur irgend an¬
ging, aber eildlich mußte er doch der Uebermacht weichen. Zllr
selben Zeit ward allch das Mühlenthor genommen, lind die Fran¬
zosen warell Herreil der Stadt. Blücher schloß eine (Kapitulation
und gerieth selbst mit 11 Generälen, 518 Offizieren unb 9500 Ge¬
meinen in französische Gefailgenschaft. Friedrich Wilhelm, der
gleichfalls den Franzosen in die Hände gefallen, gestattete mail erst
gegen Verpfändung seines Wortes, bis zum Friedeil incht gegen
Frailkreich die Waffen führen §u wollen, die Freiheit. Dazu
hatte er nocí) den Schmerz, daß Blücher ihm die Niederlage
bei Lübeck theilweise zllschob. Zil einer desfallstgeil Rechtferti¬
gung waren die Zeitumstände ilicht günstig. Sie iiiilßte unter-
bleibeil. Friedrich Wilhelm eilte voll Lübeck sofort zum Todteil¬
bette feine© Vaters in Ottensen, unb von hier begab er sich nach
Karlsruhe unb sodann nach Schweden, woselbst ein großer Theil
des väterlichen Vermögens hiilgeschafft wordeil war. Seines
Landes war er natürlich verlustig. Napoleon hatte dem König¬
reich Westphalen auch Braunschweig-Wolfenbüttel zngeschlagen lind
das Letztere theilte damit alle die großen unb kleineil Schicksale
dieser ephemeren Stiftung*).
Am 21. April 1808 kam zu all diesem Unglück auch noch
der Verlust seiner von ihm innig geliebten Gemahlin, die ihm zwei
blüheilde Söhne, Karl unb Wilhelm, zurückließ. Jetzt hielt es
Friedrich Wilhelm aber ilicht mehr in Unthätigkeit. Seiile Söhne
brachte er ilach England in Sicherheit. Er selbst aber begab sich
im Anfailge des Jahres 1609 nach Oels lind sodann nach Nachod
in Böhmen, um mit der Werbung eines Heeres zll beginnen, welcher
Versuch mit dem besten Erfolge gekrönt ward, denn bald hatte er
eine Maililschaft zusammen, die doch immer einige tausend Köpfe
zählte, und, was die Hauptsache war, ans jungen, kampfesmuthi-
*) Cfr. § 35.