Die Krerizzüge.
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§ 69. Sie Organisation des erober-Christliches
icti Reiches. Gottfried von Bouillon, von den Für-Königreich
sten zum Oberhaupte gewählt, nahm den Titel eines Be- Jerusalems
schützers des heil. Grabes an, war aber in seiner Stellung von
dem Willen der großen Vasallen und des Patriarchen zu sehr .
abhängig, um ein kräftiges Königthum gründen zu können.
Auch das Reich selbst, welches die äußere Form eines Lehnstaats
erhielt, gewann bei der aus ganz verschiedenen Bestandtheilen
gemischten Bevölkerung keinen festen Halt und seine Existenz
wurde nicht bloß durch äußere Feinde, sondern outd) durch innere
Streitigkeiten fortwährend noeh sehr in Frage gestellt, lieber-
Haupt hat das Reich während der ganzen Zeit seines Bestehens
nie so sehr durch innere Kraft, als vielmehr durch Mangel an
Einheit in den Unternehmungen der Sarazenen Bestand erhalten.
Nach Gottfrieds Tod erhielt durch Vermittlung eines päbst-
lichen Legaten dessen Bruder Balduin den Thron (1100—1118),
der in fortwährenden Kämpfen gegen die. Sarazenen zwar eini¬
gemal unglücklich, doch häufiger siegreich war und die Städte
Ptolamais, Tripolis, Berytus und Sidon eroberte.
Auf Balduin I. folgte durch Wahl der Prälaten und Ba¬
rone im Reiche dessen Vetter Gras Balduin II. von Edessa
(1118—1131), welcher obwohl persönlich sehr tapfer doch we¬
gen ftines schon vorgerückten Alters das Reich vor äußeren
imb innem Feinden kaum zu schützen vermochte. Im Jahre
1123 geriet!) er sogar in Gefangenschaft und obwohl er bald
gegen Lösegeld seine Freiheit wieder erhielt, so waren es doch
hauptsächlich die Venetianer. welche durch ihre Flotte das von den
Aegyptiern bedrängte Joppe retteten, Tyrus eroberten und dafür
in fast allen Städten des Königreichs große Vorrechte gewannen.
Nach Balduin II. erhielt dessen Schwiegersohn Graf Fulko
von Anjou die Krone (1131 — 1142), unter dessen Negierung
der griechische Kaiser Johannes plötzlich mit einem Heere in
Syrien einfiel, aber in seinen Hoffnungen auf das durch Bohe-
munds Tod erledigte Fürstenthum Antiochien durch Berufung
des Raimund getäuscht wurde, worauf er nach Constantinopel
zurückkehrte. Auf einem zweiten Kriegszuge nach Syrien wu߬
ten die christlichen Fürsten durch schlaue Anschläge seine Abstich-
ten zu vereiteln und der Kaiser wurde von neuen Unternehmun¬
gen durch seinen bald darauf erfolgten Tod abgehalten. Noch
in. demselben Jahre 1142 starb auch Fulko und hinterließ das
Reich seinem Sohne Balduin III. (1143—1163), während des¬
sen Minderjährigkeit Edessa an Zenki, den Statthalter von Edessa geht
Aleppo, verloren ging. (1144). Die Kunde von diesem Verluste"" 3enki ver¬
setzte die Völker des Abendlandes von neuem in Bewegung unbloren'
viele französischen Große sowie auch selbst der durch frühere