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weis er in Wilhelms Haft nicht bleiben wollte, nach
Böhmen geführt, wo er an der P-'st starb.
Indes hatte sich des Kurfürsten Armee der
Elster genähert, aber nur zu spat, um die Stadt
zu entfezen. Mehreren Annalisten zufolge fand
sich nun hier eine Gelegenheit, beide fürstliche
Brüder zu verföhnen, die, wenn sie auch nicht
gerade verbürgt werden kann, doch auch nicht
unwahrfcheinlich ist und wenigstens dem Herzen
wohithut.
Als nämlich, so heißt es, beide Armeeen
schlachtfertig einander gegenüber standen, erbot
sich ein kurfürstlicher Soldat, die Donnerbüchse
auf Wilhelms Zelt zu richten und so mit einem
Schüsse dem Kriege ein Ende zu machen. Fried,
rich aber verbat sich den grausamen Liebesdienst
mit den Worten: Schieswen du wilt, nur
trif meinen Bruder nicht! Eine Ant-
wort, die allein ihm den Beinamen des Sanft-
müthigen erwerben konnte.
Wilhelm, unterrichtet und gerührt von deö
Bruders Liebe, bot nun selbst die Hände zum Frie¬
den. Beide Fürsten, seit Jahren getrennt, be¬
sprachen sich auf einem Hügel, in Gegenwart ih¬
rer Soldaten, und so war denn der Grund zur
Aussöhnung gelegt.
Doch, wie dem auch sei, Gera's fürchterli¬
ches Loos hatte den, langst schon allgemeinen, Ab¬
scheu an dem Bruderkriege aufs neue rege gemacht.
Deshalb erschienen iezt, besonders aufVeranlassung
des Erzbischof D i e t h e r von Mainz, kaiserliche
Abze-