668 Neuere Gesch. z. Per. 2. Abschn.
VI. wünschte seine sämtlichen Staaten auf seine älteste
Tochter zu vererben, welches, da von Joseph!. Töchter
/ t>a waren, Schwierigkeiten hatte. Er machte daher 1713
eine Erbfolge-Ordnung unter dem Namen: Pragmati¬
sche Sanctron, vermöge deren d/e sämtlichen östreichi¬
schen Staaten an seine männlichen und werblichen Erben
und erst in deren Ermangelung an die sosephinischen
Erzherzoginnen fallen sollten. Diese pragm. Sanction
wurde vonnun an das Haupt-Augenmerk der Politik
des östreichischen Cabmetts, und bey jedem Friedens¬
schlüsse suchte es die Garantie derselben zu erhalten.
Die beyden josephimschen Erzherzoginnen mußten bey
ihrer Vermahlung an die Kurf. v. Sachsen und Bar¬
ern, August und Carl Albrecht, Verzicht leisten; und
olle größere eurotz, Staaten und die deutschen, auch
Sachsen, garantirtcn die pragm. Sanction, Barern
niemals. Auch waren diese Garantien von völligem
llnwerthe. Denn als Carl VI., am 2c>sten Oct 1740,
starb, nahm zwar ferne älteste Tochter, Maria The¬
resia, Besitz von seiner ganzen Erbschaft, und erklärte
ihren Gemal, Franz Stepban, Großh. v. Toscana,
zumMit-Regenten; aber Barern, Sachsen und Spa¬
nien machten ihr die ganze Erbschaft streitig, und
Sardinien forderte Mailand. Barern leitete seine For¬
derung aus Ferdinands I. Testamente her; Sachsen
aus Leopolds Acte, durch welche er Spanien an Carln
abtrat, 1703; Spanien aus der Theilungs- Acte zwi¬
schen Carl V. und Ferdinand!. Man konnte auf
Frankreichs Beystand hoffen.
2. Erster schlesischer Krieg.
Der K. Friedrich II. hatte von seinem Vater eine
starke, gut geübte Armee und einen bedeutenden
Schatz geerbt. Cr forderte nach Carls VI. Tode von
Oestreich die schlesischen Fürftenrh. Iägerndorf, Lieg¬
nitz, Brieg und Wolau, die seinen Vorfahren gegen¬
rechtlich entzogen wgren, und besetzte, rm Dec. 1740,
Nieder-Schlesien, that aber der Königinn zugleich vor-
rheklhafte Frredensvorschlage. Aber ihr Ministerium
war gewohnt, Folgsamkeit, nicht Gleichheit, bey Preu-