Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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der jetzigen königlichen Regentenfamilie, welche nach und nach unser 
Land zu Macht und Wohlstand erhoben hat. 
Die Kurfürsten von Brandenburg aus dem Haufe Hohemollern. 
11. Die Kurfürsten Friedrich I. und Friedrich II. 
Friedrich I. fand das erhaltene Land in einem kläglichen Zu¬ 
stande. Die Einkünfte des Kurfürstenthums trugen nicht 30,000 
Thaler ein. Von den Landestheilen war die Mittelmark nur noch 
da. Von der Altmark, Priegnitz und Ukermark hatten die Nach¬ 
barn große Stücke inne, das Uebrige war ganz verloren. Die 
Aecker waren zu Wüsteneien geworden, viele Dörfer lagen in Schutt¬ 
haufen. Der Adel gehörte größtentheils zum Raubgesindel, die 
Städte verarmten, denn der Handel stockte, und der unglückliche 
Landmann wußte nicht, woher er Brot in der Wüste nehmen sollte. 
An Recht und Gerechtigkeit wurde nicht gedacht, an Unterricht für 
die Jugend fehlte es ganz, und die Religion? Man kannte sie 
kaum dem Namen nach. Es gab kein Laster, welches man nicht 
mit frecher Stirn verübte. Ein solches Land hatte Friedrich er¬ 
halten und zugleich mit demselben viele Sorgen und Unruhen. 
Während seiner 25jährigen Regierung that er nun, was er konnte, 
um das Elend zu mildern. Er gab strenge Gesetze gegen die 
Laster und Ungerechtigkeiten, welche im Lande herrschten. Der 
Adel durfte nicht mehr rauben, der Handel wurde lebhafter, die 
Städte erholten sich, und der Landmann bebaute wieder den Acker. 
Aber es währte lange Zeit, ehe unser Vaterland zu der Blüthe 
kam, die es 100 Jahre früher schon hatte. Und vorteilhaft war 
es obendrein für das Land nicht, daß Friedrich durch seine Freund¬ 
schaft so sehr an den Kaiser gefesselt wurde. Unser Kurfürst mußte 
oft abwesend sein und konnte sich nicht viel um sein Land beküm¬ 
mern. Nur das ist von ihm noch merkenswert, daß er den 
Nachbarn die Altmark, Ukermark und Priegnitz abnahm und diese 
Länder mit dem Kurfürstentum wieder vereinigte. Dies war bei 
Friedrichs Tode, im Jahre 1440, 381 Quadratmeilen groß und 
zählte 190,000 Einwohner. 
Friedrich II., genannt Eisenzahn oder mit den eisernen Zäh¬ 
nen, folgte seinem Vater als Kurfürst. Er hat 30 Jahre lang 
sehr gut regiert, denn er war ein gerechter und frommer Fürst. 
Als er zur Regierung kam, sprach er in der Domkirche zu Bran¬ 
denburg: „Ich vergeh' durch Gottes Willen allen denen von gan¬ 
zem Herzen, die je wider mich gethan haben und bitt' Gott für 
sie. Ich geb' auch wieder, was ich Unrecht Hab', sicher und un¬ 
sicher, bei lebendigem Leib', daß meine Erben nicht unrecht' Gut
	        
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