Full text: Erzählungen aus der griechischen Geschichte (Theil 1)

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zog die Halbinsel hinauf und wandte sich dann westlich, bis es 
in die Ebene von Doriskos kam. Diese Gegend schien dem 
Lerxes recht geeignet, sein Heer zu ordnen und zu zählen, und 
die Schiffe mußten während der Zählung an der Küste anlegcn. 
Die Zählung wurde aber auf folgende Art bewerkstelligt. Man 
rrieb 10,000 Manu auf einen Fleck, drängte sie so eng als 
möglich zusammen und beschrieb dann einen Kreis um sie. 
Hierauf ließ man die Zehntausend heraus und zog eine Verzäu¬ 
nung den Kreis entlang. Nun wurden Andre in den Kreis 
getrieben, allemal 10,000, bis sic auf diese Art Alle durchge¬ 
zählt waren. Die Menge der Landmacht zu Fuß betrug 1,700,000 
Mann, dazu 80,000 Mann Reiterei, 20,000 auf Kameelcn und 
Wagen; die Flotte bestand aus 1200 Kriegs- und 3000 Trans¬ 
portschiffen, welche im Ganzen über 517,000 Mann trugen. 
Rechnet man dazu nun noch die Mannschaft, welche die Griechen, 
die sich dem Xerxes unterwarfen, stellten, zu 300,000 Mann, so 
crgicbt sich eine Zahl von mehr als 2% Millionen Menschen, 
ohne die Diener, Köche und Weiber, welche dem Zuge folgten, 
und deren Zahl sich eben so hoch belaufen haben soll. 
Alle diese Völker, mebr als fünfzig, nahmen in ihrer eigen- 
thümlichen Tracht mit ihren cigcnthümlichen Waffen an dem 
Zuge Theil. Unter ihnen waren Perser mit Tiaren und Hosen, 
Kissier mit Mühen, Assyrier mit geflochtenen ehernen Helmen, 
Inder in baumwollenen Kleidern, Kaspicr mit Pelzen. Saran¬ 
gen mit gefärbten Mänteln und hohen Stieseln bis an die 
Knie. Araber in weiten Oberkleidern, Aethiopier mit Panther- 
und Löwenfellcn u. s. w. 
Von Doriskos zog Xerxes durch Thracien über den Stry- 
mon, dem zu Ehren die Mager weiße Rosse schlachteten, und 
kam mit dem Heere in eine Gegend, von der er erfuhr, daß sie 
die Neun-Wege hieß. Deswegen wurden hier neun Knaben und 
neun Mädchen von den Landeseinwohnern lebendig begraben. 
Von Thracien zog Xerrcs nach Macedonien. Die Griechen, 
die das Heer bcwirtheten und dem Xerxes die schon lange Zeit 
vorher angcsagten Mahlzeiten stellten, kamen in das größte Elend, 
so daß sie Haus und Hof verlassen mußten. Den Thasiern 
kostete die Bewirthung des Heeres und die Mahlzeit des Königs 
300 Silbertalentc. Ein Mann von Abdcra rieth seinen Lands¬ 
leuten, den Göttern ihren Dank abzustatten, daß Xerres nicht
	        
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