Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

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Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
zwei derselben starben und nur die achtjährige Mathilde übrig blieb, 
nun die Erbtochter von Tuskien. Gottfried war nach Lothringen heim¬ 
gegangen, sein Bruder Friedrich, des Papstes Kanzler, der aus Kon¬ 
stantinopel Geld gebracht hatte, begab sich in einen sichern Versteck, den 
Papst endlich lud der Kaiser nach Deutschland ein. Aber nun erkrankte 
dieser an einem Fieber und starb den 5. Oktober 1056, im 39sten Jahre 
seines Alters. Ohne Zweifel hätte er in Deutschland noch einen Auf¬ 
stand der Großen bekämpfen müssen, wenn er länger gelebt hätte, denn 
ohne einen letzten kräftigen Widerstand hätten sie sich der unumschränkten 
und erblichen Monarchie, welche Heinrich III. herzustellen trachtete und 
wozu er nur noch die letzten Schritte zu thun brauchte, nicht gefügt. 
Zehntes Kapitel. 
Heinrich IV. (1056-1106). 
Die deutschen Großen während Heinrichs IV. Minderjährigkeit 
(1056-1065). 
Heinrich Hl. hinterließ einen fünfjährigen Knaben gleichen Namens, 
während dessen Minderjährigkeit seine Mutter Agnes die Regentschaft 
führen sollte. Agnes war eine Französin, Tochter des Grafen Wilhelm 
von Poitou, eine geistreiche und fein gebildete Frau, welche aber auf 
der Bahn ihres verstorbenen Gemahles nicht fortgehen konnte; denn 
dazu gehörte ein Mann von Heinrichs Scharfblick und rücksichtsloser 
Kühnheit. Beatrix und Gottfried kehrten nach Italien zurück; die 
erledigten Herzogthümer mußte Agnes alsbald besetzen; Bayern, das sie 
selbst verwaltet hatte, erhielt Graf Otto von Nordheim, ein ausge¬ 
zeichneter Kriegsmann, Schwaben aber gab sie dem Grafen Rudolf von 
Rheinfeldern, der ihre Tochter Mathilde, die in einem Kloster erzogen 
wurde, entführt und zu seinem Weibe gemacht hatte; sie gab ihm das 
Herzogthum erblich und 1059 verlieh sie ihm noch dazu die Neichsstatt- 
halterschaft in Burgund (reotor LurKuuckiae). Rudolf verlor Mathilde 
nach einem Jahre durch den Tod und heirathete nun Adelheid, die 
Tochter des Markgrafen Odo von Susa, dessen andere Tochter Bertha 
des jungen Königs Heinrich Braut war; Rudolf wollte demnach um 
jeden Preis Heinrichs Schwager sein, was hinlänglich andeutet, welche 
Plane der Mann in sich trug. Berthold von Zähringen, der zu be¬ 
weisen vermochte, daß Heinrich HI. ihm das Herzogthum Schwaben 
zugesagt hatte, erhielt als Entschädigung das Herzogthum Kärnthen und 
die Markgrafschaft von Verona, woher der Markgrafentitel kommt, der
	        
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