Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

178 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. rc. 
den sogenannten großen Bund gegen Frankreich, welchem bis 1690 
fast alle europäischen Mächte beitraten. Auch weiter unten am Rhein 
wollte Ludwig von seiner Aussaat ärnten; als der erzbischöfliche Stuhl 
von Köln durch Tod erledigt wurde, wählte das von Ludwig bestochene 
Domkapitel den alten Verräther Wilhelm von Fürstenberg zum 
Erzbischöfe, der auch sogleich französische Truppen in Bonn einnahm. 
Doch Kaiser und Papst verwarfen die Wahl, die Stadt Köln wollte 
ebenfalls keinen solchen Erzbischof und wurde durch brandenburgische und 
bayerische Truppen beschützt. Bevor jedoch die große Allianz gerüstet 
dastand, hatte Ludwig schon angegriffen. Sein Heer nahm mit leichter 
Mühe alle Städte der Pfalz weg, ebenso Trier, Worms, Speyer, Of¬ 
fenburg und Mainz; nur Koblenz und das Heidelberger Schloß hielten 
sich einige Zeit. Zuerst (1688) wurden diese Länder ausgeplündert, vom 
Januar 1689 aber bis 1693 auf Ludwigs Befehl in eine Wüste ver¬ 
wandelt, damit kein feindliches Heer sich in der Nähe Frankreichs halten 
könne. Worms, Speyer, Frankenthal, Alzei, Oberwesel, Andernach, Ko¬ 
chern, Kreuznach, Mannheim, Oppenheim, Ladenburg, Weinheim, Hep¬ 
penheim, Durlach, Bruchsal, Rastadt, Baden, Breiten, Pforzheim u. s. w., 
im Ganzen 1400 Ortschaften, wurden verbrannt, die Einwohner fortge¬ 
trieben, Weiber und Jungfrauen mißhandelt; nicht einmal die Kirchen 
wurden geschont; in Speyer erbrachen die Franzosen die Kaisergräber, 
warfen die Gebeine umher und zündeten den ehrwürdigen Dom an. 
Dennoch wurde von deutscher Seite der Krieg mit geringer Thätigkeit 
geführt, weil das kaiserliche Heer unter den besten Feldherren gegen die 
Türken focht. In den Niederlanden siegte 1690 der Marschall von 
Luxemburg über das holländische Heer unter dem Fürsten von Waldeck 
bei Fleurus, und 1692 über Wilhelm von Oranien bei Steenker¬ 
ken; am Oberrhein gingen die Franzosen mehrmals über den Strom 
und verbrannten unter Melak (dessen Name bei den oberschwäbischen 
Bauern noch jetzt ein Schimpfwort ist) in Wirtenberg Städte und Dör¬ 
fer oder trieben ungeheure Brandschatzungen ein. Zwar thaten ihnen 
Ludwig von Baden und der Reichsmarschall Thüngen etwas Ein¬ 
halt, aber sie waren nicht stark genug, um den Krieg in das feindliche 
Land zu versetzen. Im Jahre 1693 siegten die Franzosen über Wilhelm 
von Oranien noch einmal bei Ne er winden, bombardierten Brüssel, 
belagerten Mainz und eroberten Darmstadt. Nur zur See wandte den 
Franzosen das Glück den Rücken; Admiral Tourville siegte 1690 über 
die Engländer und Holländer, aber 1692 schlug die englisch-holländische 
Flotte die französische in der großen Seeschlacht von La Hogue (29. 
Mai), durch welche die letzte Hoffnung des vertriebenen Königs Jakob 
von England vernichtet wurde. Die Allierten erlahmten allmählig, die 
Holländer wollten keine Kriegssteuer mehr bezahlen, Ludwig selbst war
	        
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