Full text: Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 (Teil 2)

2. Der Siebenjährige Krieg. 
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halten zu wollen. Als bie Nachricht von dem Thronwechsel in Schlesien 
einlief, bestimmte Friedrich den russischen General, sie noch einige Tage 
zu verheimlichen, und erstürmte die feste Stellung seiner Gegner bei 
Burkersdorf, während die Russen, in Schlachtlinie aufgestellt, wenigstens 
zum Schein teilnahmen. Nach diesem Erfolg eroberte er Schweidnitz 
zurück. Prinz Heinrich erfocht ^bei Freiberg in Sachsen einen glän- 
zenden Sieg über die Österreicher und die Reichsarmee. Ein preußisches 
Streifkorps unternahm einen Zng in die Maingegenden und schloß -mit 
den einzelnen Reichsständen Waffenstillstand. Friedrich hatte am Ende 
des Jahres 1762 wieder fast alle seine Länder im Besitz. 
Da Frankreich trotz Spaniens Hilfe weder zu Lande noch zur See 
glücklich gekämpft hatte, bat es England endlich um Frieden, der in Paris 
abgeschlossen wurde. Schweden hatte die Waffen schon früher niedergelegt. 
Daun konnte ans Mangel an Mitteln seine Armee im Winter kaum mehr 
zusammenhalten. Da gab endlich auch Maria Theresia den Kamps auf. 
Im Dezember traten sächsische, österreichische und preußische Gesandte in 
Hubertus bürg zu Unterhandlungen über den Frieden zusammen. Im 
Februar 1763 wurde er abgeschlossen und der Besitzstand der Krieg- 
führenden vor dem Kriege wiederhergestellt. 
§ 154. Die Ergebnisse des Krieges. Die beiden wichtigsten politischen 
Fragen der Zeit sind durch den Siebenjährigen Krieg entschieden wordem In 
Deutschland war zwar keine Gebietsveränderung eingetreten, aber Öfter* 
reich hatte Preußens Macht nicht erschüttern können, es mußte sie fortan 
als gleichberechtigt neben sich anerkennen. Auch die Frage der Seeherr- 
fchaft hatte ihre Entscheidung gefunden, und zwar zugunsten Englands. Eng- 
land war das einzige Land, das im Frieden ungeheuren Gewinn davontrug, es 
hatte Frankreich sowohl aus Nordamerika als auch aus säst allen Gebieten in 
Indien verdrängt und war die erste See- und Handelsmacht der Welt geworden. 
Noch keinen Krieg hatte Frankreich so unglücklich geführt wie diesen. 
Früher hatte es seine Verluste zur See durch Siege zu Lande wieder gut- 
gemacht, jetzt hatte es fast nur Niederlagen, zum Teil sogar schimpfliche 
Niederlagen erlitten. Der alte Ruhm des Landes war dahin. Durch die 
ungeheuren Kosten der Kriegführung waren die Finanzen, durch die Unter- 
bindung des Handels und den hohen Steuerdruck war der Wohlstand der Be- 
völkerung zerrüttet. Man warf Ludwig XV. vor, er habe den Krieg mehr 
im eigenen Interesse als in dem des Landes geführt. Damals begann die 
Mißstimmung des Volkes gegen das Königtum, die, allmählich anwachsend, 
nach zwei Jahrzehnten in der großen Revolution zum Ausbruch kam. 
Wichtige Folgen hatte der Niedergang Frankreichs für Deutschland. 
Die deutsche Nation hatte im Dreißigjährigen Kriege ihre Selbständigkeit 
verloren und den Stolz aus ihre Unabhängigkeit eingebüßt. Wci mit dem 
Kaiserhaus unzufrieden war oder für seine Sicherheit fürchtete, hatte sich 
unter den Schutz Ludwigs XIV. geflüchtet. Die Macht und der Glanz feines 
Staates waren so groß und blendend, französische Sprache, Literatur, Sitte 
und Mode fo bestechend, daß der Französische Staat das Vorbild der Fürsten, 
seine Kultur sich anzueignen der Ehrgeiz der Vornehmen in Stadt und Land 
wurde. Frankreich übte neben feinen: politischen Einfluß eine Art geistiger 
Herrfchaft in Deutschland aus. Diese Stellung verlor es im Siebenjährigen 
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