720 Zehntes Hauptstück.
die Mediceer selbst die 5 Wahlherrn ernannten, welche
nun alle sonst erloosten Aemter der Republik besetzten;
die ganze Staatsgewalt lag folglich in ihren Händen,
und leicht konnten sie, ganz unähnlich ihren Vorfahren,
der öffentlichen Verwaltung große Summen für Privatzwecke
entziehen. Diese ihre Stellung war bedroht, als nach der
Verheurathung des Giovanni d'Antonio de' Pazzi mit
der Erbtochter G i ova n n i B vrrvm eis das Banquier-
haus Pazzi an Reichthum fast mit ihnen sich messen
konnte. Da erschien ein Gesetz, das den Neffen männ¬
licher Linie vor Erbtöchtern den Vorzug einräumte,
und mit rückwirkender Kraft die Pazzi um das borro-
mcische Vermögen brachte. Diese traten sofort mit Six¬
tus IV. in Verbindung, dem Nachfolger Pauls kl. (von
71 bis 84) und erbitterten Feinde Lvrenzos, welcher dem
päbstlichen Streben, den ganzen Kirchenstaat unmit¬
telbar zu beherrschen, im Gedanken an das Gleichge¬
wicht von Italien und die Freiheit von Florenz entgc,
genarbeitete; 1478 wurde demnach von den Pazzis und
dem Pabst, im Einverständnisse mit einigen Edcln aus
Florenz und mit dem wider den Willen der Mediceer
eingesetzten Erzbischoffe von Pisa die Ermordung Loren-
zos und Giulianos beschlvßen. Bei dem Besuche Kardi¬
nal Riarios, eines Nepoten des Pabstes, und der
dann vom Erzbischoff in der Reparatenkirche zu halten¬
den Messe, von welcher die Gebrüder Ehren halber nicht
wohl wegbleiben konnten, sollte der Streich erfolgen und
die Erhebung des Hochwürdigsten das Signal dazu ge¬
ben. Doch nur Giuliano fiel: Lorenzv rettete sich in
die Sakristei; das von den Pazzi zur Freiheit aufge-
rufne Volk waffncte sich vielmehr für die Mediceer, und
Franzesco Pazzi, der Erzbischoff und viele Andre wur¬
den zu den Fenstern des Staatspallastes hinausgehenkt.
Einer der Vcrschwornen, Band in i, fioh nach Konstan-
tinopcl, von wo ihn Muhamed II. aus Rücksicht für
Lorenzv auslieferte. Wegen der Hinrichtung des Erz-
bischoffs that Sixtus die Stadt in Bann, und bcauf-