Der Böhmerwald. 27
selbst wie die im ganzen dazu senkrecht verlaufenden Eisenbahnen der Schüssen
und der Riß, der Jller, des Lech und der Wertach, der Paar, der
Würm, der Jsar-Loisach, des Inn und der Rott sind alle, wie die Namen
schon sagen, in ihrer Richtung an die Hauptflußläufe der Hochebene
gebunden, wenn auch infolge des vielfach versumpften Thalbodens dieser
Flüsse die Bahnlinien die direkte Berührung der Flußufer zum Teil
vermeiden. Da, wo die Nordsüdlinien die großen westöstlichen Durch-
gaugsstraßen schneiden, liegen die Verkehrssammelpunkte des deutschen
Alpenvorlandes, so am Alpenrand: Lindau, Kempten Kaufbeuren, Holz-
kirchen, Rosenheim, Salzburg, in dem zentralen Teile der Hochebene:
Aulendorf, Memmingen, Bnchloe, München, Mühldorf a. Inn bezw.
Neumarkt a. d. Rott, Ried bezw. Neumarkt i. O.-Ö.; im Donauthal:
Ulm, Donauwörth bezw. Augsburg, Ingolstadt, Regensburg l*zw.
Landshut, Plattling bezw. Deggendorf und Passau.
Das Aufblühen Münchens ist, abgesehen von seiner zentralen Lage
in der schwäbisch-bayerischen Hochebene und der durch Fürstengunst
bewirkten Konzentration künstlerischer und wissenschaftlicher Bestrebungen
in seinen Mauern, vor allem durch den Umstand bedingt, daß die Isar-
strecke, an der Bayerns Hauptstadt liegt, durch eine günstige Lage
zwischen den Mösern im Norden und den lockeren Hochufern des Flufses
im Süden sowie durch Teilung des Flusses in mehrere Arme die
bequemste Uebergangsstelle über den sonst schwer passierbaren Alpenfluß bot.
Augsburg, im Winkel der Mündung der Wertach in den Lech
gelegen, wo sich die Straßen aus dem Allgäu und Nordtirol (Fernpaß)
vereinigen, und von wo der Hauptübergang über den Jura vou Bayern
nach Franken, der Rieskessel, auf dem kürzesten Weg zu erreichen ist,
hat infolge einer Biegung der mittleren Schmutter von Südwest nach
Nordost auch eine von Natur begünstigte Verbindung nach dem
Schwäbischen Unterland.
Ulm erlangte schon früh Bedeutung durch das Zusammentreffen
natürlicher Straßen, sowohl von Oberschwaben (Riß- und Jllerthal)
wie vom Schwäbischen Unterland (Fils- und Brenzthal) her, mit der
von Ulm au schiffbaren Donau.
Regensburg endlich, die vierte größere und historisch bedeutsame
Ansiedelung auf der schwübisch-bayerischen Hochebene, ist dadurch, daß
die von Nordost, Nord und Nordwest heranführenden Thalfurchen des
Regen, der Naab und der Schwarzen Laber an dem Regensburger
Donauknie zusammentreffen, schon im frühesten Mittelalter der Haupt-
sammelplatz des Verkehrs an der oberen Donau geworden.
2. Der Möhmerwcrtd und dcrs Iichtetgebirge.
1. Der WöHmerwalb.
Als Nordostgrenze der Donauhochebene erhebt sich das böhmisch-
bayerische Grenzgebirge, kurzweg auch Böhmerwald genannt, eine zumeist