Object: Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten (Teil 3)

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Alarich brach 408 zu dem Zuge gegen Rom auf und lachte der Kriegsrüstungen 
des Bcmorius. Als er vor den Mauern Roms angekommen war, lagerte er vor allen 
Toren und bewachte den £EtberfIu§, um die §ufutjr von Lebensmitteln nach der^ tabt 
*u verhindern. Die Not stieg aber in der Stadt aufs höchste. Da endlich beschloß man, 
eine Gesandtschaft an den Feind zu senden. _ AIs die Gesandten der Römer, die tu 
Alarichs Lager gekommen waren, drohten, daß das Pols bewaffnet und zum "Kampfe 
entschlossen sei, lachte Alarich höhnend und rief aus: ,3e dichter das Gras, um so leichter 
das mähen.' Und er erklärte, unter keiner audereu Bedingung von dem Kampfe ab- 
ftebeii zu wollen, als wenn er alles Geld, das in der ^>tadt sei, erhalte, desgleichen wa^ 
in der Stadt an kostbarem Hausrat sich finde und alle Sklaven barbarischer Abkunft. 
Ja fragte einer der Gefandten, was er dann denen zurücklassen wollte, die in der Stadt 
wären. ,Das Leben/ gab der Gote zur Antwort." (Zosimus, griechischer Schriftsteller 
in Konftantmopcl.) 
Die stolze Stadt mußte sich fügen. Dann ging Alarich weiter nach Süden, 
aber schon int nächsten Jahre kam er wieder und belagerte Rom noch zweimal. 
Endlich erstürmte er die Stadt und zog als Sieger ein. Wohl sanken viele Paläste 
in Asche, doch gegen die Bewohner waren seine Goten menschlich gesinnt. — 
40000 deutsche Sklaven benutzten diese Gelegenheit, sich von ihren römischen 
Herren frei zu machen und sich den Goten anzuschließen. 
4. Alarichs Tod. Nur sechs Tage blieb Alarich in der Stadt; dann zog 
er mit seinem Heere ab, um von Sicilien aus nach Afrika überzusetzen. Doch 
er kam nur bis Cosenza am Bnsento. Hier starb er nach kurzer Krankheit, 
erst 34 Jahr alt. Im Flußbette des Bnsento ward er begraben. (Gedicht: 
Das Grab im Bnsento.) 
5. Weiterer Verlauf der Völkerwanderung. Uni sich vor Alarich zu retten, 
.hatten die Römer ihre Truppen aus ihren Provinzen, namentlich aus Gallien 
i Frankreich) und Britannien (England), herbeigezogen. Das benutzten viele deutsche 
Volksstämme, um in diese Provinzen einzuwandern. So entstanden eine Anzahl 
neuer Reiche. Die wichtigsten sind: 
a. Das Reich der Burgunder im südöstlichen Gallien und in der Schweiz. 
Die Burgunder waren von der Weichsel hergekommen, hatten dann längere Zeit 
um Worms herum gewohnt und drangen von hier aus in Gallien ein. Unter 
der Regierung des Königs Günther wurde ihr Reich von den Hunnen zerstört. 
(Nibelungensage. I., S. 12.) 
b. Das Reich der Vandalen. Die Vandalen gingen 406, durch die 
Sueben und Alanen verstärkt, über den Rhein nach Gallien und von dort nach 
Spanien, wo sie kurze Zeit Wohnsitz nahmen. (V)Andalusien hat von ihnen 
feinen Namen. 429 führte sie ihr König Geiferich nach Afrika, eroberte 
den ganzen Nordrand dieses Erdteils und gründete hier ein Reich mit der Haupt¬ 
stadt Karthago. Von einer Partei in Rom herbeigerufen, segelte er mit einer 
Flotte nach Italien, verhängte eine 14 tägige Plünderung über Rom und raubte 
zahlreiche Kunstfchätze der Stadt, um sie nach Afrika mitzunehmen. Die meisten 
aber gingen aus der stürmischen Heimfahrt verloren. (Daß die Vandalen in roher 
Weife Kunstschätze zerstörten, ist nicht nachgewiesen.) 100 Jahre etwa bestand 
das Reich der Vandalen in Afrika. Dann wurde es vom römischen Kaiser 
Justinian zerstört.*) Der letzte König hieß Gelimer. Er war in eine Bergfeste 
*) Bei der Belagerung von Hippo starb der fromme Bischof Augustinus. Dieser führte 
als Jüngling ein leichtsinniges Leben. Seine fromme Mutter Monika aber flehte Gott 
unter Tränen an, ihn zu retten. Als sie dem Bischof Ambrosius von Mailand ihr Leid 
klagte, sagte dieser: „Der Sohn so vieler Tränen kann nicht verloren gehen." lind so 
geschah es. Augustin bekehrte sich und hat später in großem Segen gewirkt. 
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