LZ6 Mittlere Geschichte. 2. Zeitr. I. Abschkt.
schaft bezeichnet, aber besonders den Höher« und Vornehmem
von derselben eigen ist. Diese blieben zwar immer in einer Art
Hörigkeit, die oft sehr drückend war, hießen auch wohl Knecht
te; aber sie waren reiche und vornehme Männer, machten den
wichtigsteit Theil der Kriegsmacht ihrer Herren aus, konnten
die Nitterwürde erhallen, und nahmen einen großen Antheil
an den Berathschlagungen über Landesangelegenheiten. Die
angesehensten und ältesten dieser Aenuer waren: der Marschall,
derTruchses, der Schenk und der Kämmerer. Die vornehm¬
sten Edeln, selbst die Herzoge, übernahmen diese Hofämter bey
dem Kaiser und bey den Stiftern. Diese vornehme Knecht¬
schaft hörre gegen das Ende dieses Zeitraums auf. Die Mini¬
sterialen ertrugen sie mit Ungeduld; ste bewogen allmählig ihre
Herren, ihre Dienstlehen in rechte Lehen zu verwandeln, wodurch
endlich der ganze Stand der Ministerialen verschwand, und mit
dem übrigen Lehnsadel vereinigt wurde.
Karls Nachfolger erneuerten die Herzogs- oder Oberstatt¬
halter-Wurde in Deutschland. Die ältesten Herzoge sind: die
von Sachsen, Baiern, Schwaben, Franken, Lothringen und
Kärnthen. Sie waren unter den Karolingern mächtiger als
die Könige: aber die sächsischen und fränkischen Kaiser hielten
sie in Abhängigkeit; gaben, außer im Herzogthume Sachsen,
keine Erbfolge zu; und theilten das zu große Herzogthum Loth¬
ringen. Seit Heinrichs IV. Zeiten wuchs die Macht der
Reichsfürsten beständig. Herzoge und Grafen machten ihre Be¬
sitzungen erblich, und die Herzogthümer Sachsen, Baiern, und
später Franken und Schwaben, wurden mit einander verbmr-
den. Die schwäbischen Kaiser warfen das mächtige Herzog¬
thum Sachsen über den Haufen, und aus seiner Zersplitterung
entstand eine totale Veränderung in Norddeutschland, indem
fast alle seine geistlichen und weltlichen Stände unmittelbar un¬
ter den Kaiser traten. Eben das geschah in Süddeutschland,
als das stausensche Haus ausging. Deutschland erhielt da¬
durch hauptsächlich die Gestalt, worin wir es jetzt erblicken.
Anker den mehrern neu entstandenen Herzogthümern wurde Oest-
reich eines der stärksten. — Um den Anwachs der Macht der
Herzoge zu hemmen, ordneten die Kaiser in den Provinzen
Pfalzgrafen, die nicht allein, wie unter den Karolingern, Hoft
richter waren, sondern die Herzoge kontrollirtcn, und Hie He¬
bung der königlichen Einkünfte hatten. Allein auch diese Wür¬
den wurden erblich, und in Sachsen, Schwaben und Baiern
mit den herzoglichen verbunden. Nur der Pfalzgraf am Rhein
erhielt