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Kindesbeinen an streifen sie auf Bergen und in Wäldern
herum, und lernen Kälte und Hunger ertragen. Ihre
Kleidung sind leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäu¬
sen, und die Beine umwickeln sie mit Bocksfellen. Von
ihren Pferden sind sie unzertrennlich: sie essen, trinken
und schlafen darauf. Auch bei gemeinsamen Bcrarh-
schlagnngen sitzen alle zu Pferde. Ackerbau und Hand¬
werke kennen sie nicht; von Gesetzen und Religion ist kei¬
ne Spur. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führen
sie in Karren mit sich, die mit Fellen überzogen sind.
Krieg ist ihr Leben; sie siegen durch Schnelligkeit und
Kühnheit; und nichts kömmt ihrer Raubfucht und Grau¬
samkeit gleich.
Diese Hunnen, vereint mit den Alanen, trafen auf
hie Gothen, ein sehr weit ausgebreitetes Volk, das
vom schwarzen Meere an, die Donau hinauf, durch
Ungarn, Polen und Preußen hin bis an die Ostsee
wohnce. Sie waren getheilt in die O st g 0 t h e n und in
die Westgothe n. Die Hunnen und Alanen stürzten
sich auf die Ostgothen ; die Ostgothenwichen aus und ver¬
drängten die Westgolhen. Diese gingen über die Donau,
rrud ließen sich hier ganz ruhig in dem Gebiete des mor¬
genländischen Kaiserthums nieder. Da man sie aber
treulos behandelte; griffen sie den Kaiser von Konstauti-
nopel an, und erzwangen sich jetzt mit Gewalt, was
man ihnen gutwillig nicht hatte geben wollen. So leb¬
ten diese Westgothen hier einige Zeit als Verbundene der
griechischen Kaiser, und leisteten diesen oft gegen innere
Aufrührer und gegen auswärtige Feinde wichtige Dien¬
ste. Auch blieben die Hunnen, Alanen und Ostgo-
then jetzt eine Zeit laug ruhig ili ihren eroberten Lan¬
dern nordwärts der Donau, in dem heutigen Rußlan¬
ds , Siebenbürgen u. s. w., wahrscheinlich, weil es
ihnen an einem kühnen Anführer stylte, der die Kräf¬
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