DaS Hochland von Hinter-Asien.
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selbe wird, wie erörtert, durch mächtige Randgebirge um»
schlossen und von mehreren Gebirgswällen durchzogen. Ihr
breiter Scheitel zerfällt daher in mehrere, durch Echeidcge-
birge voll einander getrennte Terrassen von ungleicher abfo-
luter Höhe, die übrigens in sich keinesweges eben erscheinen,
da verhältnismäßig tiefe Einsenknngen die Gleichförmigkeit
ihres Niveaus mehrfach unterbrechen.
Diefe ungeheure Hochlands-Masse ist, wie Hoch-Afrika,
auf allen Seiten von Vertiefungen des Erdbodens umgeben,
aber nur auf einer Seite, im Osten, stößt sie theilweife ans
Meer, während das ifolirtere afrikanische Hochland nur auf
einer Seite an eine trockene Vertiefung der Erdrinde grenzt.
Hoch-Afrika ist ohne auslaufende Gebirgsglieder, in
einförmiger, Lfolirter Abgcfchlossenheit auf sich beschränkt; das
hinter-asiatische Hochland entsendet dagegen im Osten und
Nordosten seine Zweige bis an die fernsten Enden des Erd-
theils, und sicht im Südwcsten mit einem zweiten Hochlande
in Zusammenhang, dessen West-Ende zugleich den westlich¬
sten Vorsprung des ganzen Erdtheils einnimmt.
Die Randgebirg'e Hoch-Afrika's bilden, so viel wir wif-
fcit, im Allgemeinen nur doppelte oder dreifache Reihen von
Gebirgsketten mit mäßiger Erhebung; — die breiteren Ge-
birgsränder Hoch-Asiens aber erscheinen in Gestalt weit ver¬
zweigter Alpcnländer von kolossalen Dimensionen.
§. 2. Der Süd-Rand.
Der Süd-Rand Hoch-Asiens besteht aus sehr hohen,
wahrscheinlich den höchsten Schueegebirgeu der Erde. Die¬
selben führen zwischen den Süd-Wendungen des Indus und
Brahmaputra (370 Meilen direkter Entfernung) den gemein¬
schaftlichen Namen des Himalaya-Gebirges („Himalaya"
bedeutet „Wohnung des Schnees", also „Gebirge mit ewi¬
gem Schnee"). Im Osten des mittleren Brahmaputra be¬
ginnt der Sine-Schau, dessen östliche Fortsetzung bis in
die Nähe des Tonkin-Golfs zieht, während die mit ihm zu¬
sammenhängende Verzweigung des Nan-Ling erst an der
Straße von Fu-Kiang endigt.